Waldmeister – der Mai kann kommen!
Ohne Waldmeister wäre der Mai doch nichts, das Kraut gehört unbedingt zur Maifeier.
Ohne Waldmeister wäre der Mai doch nichts, das Kraut gehört unbedingt zur Maifeier.
Himmel und Erde in Form von Äpfeln und Kartoffeln verknüpft mit magischem Grün vom Gundermann.
Mai: da denke ich an Maikäfer, Maiglöckchen, Mairübchen, Maibowle, Maifeier, Maitanz, Maibaum… Und Ihr? Apropos Maibaum: Diesen Namen tragen eine ganze Reihe Baumarten, etwa Birke, Buche, Lärche, Traubenkirsche, Eberesche, Ulme. Warum wohl?
Wo Waldmeister wächst, hat Unkraut keine Chance. Zum einen verhindert der Waldmeister das Keimen von Samenunkräutern und lässt zwischen sich kaum Platz, zum andern unterdrücken Ausscheidungen seiner Wurzeln das Wachstum anderer Gewächse. Das macht ihn zu einem idealen Bodendecker, vor allem in Gartenbereichen, die ohnehin nur schwierig zu bepflanzen sind.
Was so gut duftet und damit so angenehm entspannend wirkt, muss Böses fernhalten und Übles vertreiben. Ähnlich wie viele andere stark duftende Pflanzen reiht sich auch der Waldmeister in die Riege der Zauberkräuter zu Abwehr von Hexen und Dämonen ein.
Ähnlich wie der Wermut im Absinth wurde Waldmeister mindestens teilweise zu Unrecht verdächtigt, selbst bei zurückhaltendem Gebrauch der Gesundheit zu schaden. Noch ein Irrglaube hält sich hartnäckig, nämlich dass Waldmeister mit der Blüte giftig würde. Das stimmt schlicht und ergreifend nicht, er wird mit fortschreitender Entwicklung nur immer herber. Waldmeister muss man ernten, wenn er voll in Saft und Kraft steht, zudem nach kurzem Antrocknen stark duftet.
Waldmeister hatte nicht nur wegen der Nachwehen von Maibowle seinen Ruf weg, sondern wurde zusätzlich durch erschreckende Forschungsberichte über seinen Hauptinhaltsstoff zur Schadpflanze gestempelt. Der sinnlich anregenden Wirkung des süßen, kräuterartig würzigen Dufts von Waldmeister kann man sich ebenso wenig entziehen wie dem Aroma von Vanille, Bergheu oder auch Zimt. 1820 wurde der Duft- und Aromastoff erstmals aus Tonkabohnen isoliert und nach der in Guyana dafür üblichen Bezeichnung Coumarouna (spanisch cumarú) benannt: Cumarin. Wenige Jahrzehnte später fand Cumarin breite Anwendung, etwa in der Pharmazie zum Überdecken von unangenehmen Gerüchen, in der Kosmetik für Parfums und Cremes, in der Lebensmittelproduktion für Liköre, Schokolade, Süßwaren und Eiscreme.
Kurz vor der Blüte ist der Waldmeister in seiner besten Phase, jedenfalls aus menschlicher Sicht. In seinen filigranen Blättchen steckt ein herrlicher Duft, der aber erst geweckt werden muss. Das Cumarin, das den Waldmeister so typisch riechen lässt, wird erst frei, wenn die Pflanzen welken. Der fränkische Dichter Friedrich Schnack (1888-1977) beschreibt es so: „Der Waldmeister lebt erst nach seinem Tode wahrhaft auf. Wenn die Pflanze dahingewelkt ist, spendet sie den Hauch ihres Opfers: prickelnden, in Wein geborenen Maienduft…“.