Waldmeister – Mythos der Giftwirkung

Vom Mythos der Giftwirkung

Waldmeister hatte nicht nur wegen der Nachwehen von Maibowle seinen Ruf weg, sondern wurde zusätzlich durch erschreckende Forschungsberichte über seinen Hauptinhaltsstoff zur Schadpflanze gestempelt. Der sinnlich anregenden Wirkung des süßen, kräuterartig würzigen Dufts von Waldmeister kann man sich ebenso wenig entziehen wie dem Aroma von Vanille, Bergheu oder auch Zimt. 1820 wurde der Duft- und Aromastoff erstmals aus Tonkabohnen isoliert und nach der in Guyana dafür üblichen Bezeichnung Coumarouna (spanisch cumarú) benannt: Cumarin. Wenige Jahrzehnte später fand Cumarin breite Anwendung, etwa in der Pharmazie zum Überdecken von unangenehmen Gerüchen, in der Kosmetik für Parfums und Cremes, in der Lebensmittelproduktion für Liköre, Schokolade, Süßwaren und Eiscreme.

In den 1950er Jahren jedoch wurde bei Tieren eine lebergiftige, in den 1970er Jahren auch eine krebserregende Wirkung entdeckt. Das hatte zur Folge, dass die Verwendung von Cumarin wie auch von cumarinhaltigen Pflanzen stark eingeschränkt oder gar verboten wurde. Waldmeistersirup, Froschsülze (grüne Götterspeise, Wackelpeter), grünes Kracherl (Limonade) oder grünes Brausepulver enthielten keinen Waldmeister mehr, sondern nur noch „Waldmeistergeschmack“. Die grüne Farbe beruht stets nur auf Farbstoffzusätzen.

Obwohl heute klar ist, dass die Ergebnisse der Tierversuche an Ratten und Hunden, denen man zudem extrem überhöhte Dosen von Cumarin verabreicht hatte, nicht auf den Menschen übertragbar sind, wird die Warnung vor dem Verzehr von Waldmeister und Zimt aufrechterhalten und bleibt der Einsatz von Cumarin gesetzlich beschränkt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt als tolerierbare und damit ungefährliche Cumarindosis eine Menge von 0,1 mg/kg Körpergewicht und Tag an. Für einen Erwachsenen bleibt die Cumarinmenge aus einem kleinen Sträußchen Waldmeister (etwa 10-12 Stiele) ungefährlich.

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