Rote Lichtnelke

Das anmutige Kraut fällt auf Wiesen und an Waldrändern durch seine leuchtend pinkfarbenen Blüten auf. Viele Volksnamen sind bekannt, etwa Rotes Leimkraut, Taglichtnelke, Rote Nachtnelke, Rote Waldnelke, aber auch Blutschwitzer, Herrgottsblut, Kuckucksblume, Schlangenblume, Rote Himmelsschlüssel oder Teufelsblume. Die Rede ist von Silene dioica, einem Nelkengewächs, das früher auch als Melandrium rubrum oder Lychnis dioica geführt wurde.

Blüten können männlich, weiblich oder auch zwittrig sein

Je jünger je besser

Die weichen, seidig behaarten, sehr zarten Triebe, die im aufsprießenden Gras der Wiesen ans Licht drängen, werden seit jeher verzehrt – ähnlich wie die viel besser bekannten und häufiger verwendeten graugrünen, gänzlich unbehaarten und etwas steiferen Blattbüschel des Taubenkropf-Leimkrauts (Silene vulgaris), auch als Strigoli bekannt. Die Blätter schmecken erbsenartig, jedoch weniger süßlich, sondern herber. Je älter sie werden, desto strenger wird das Aroma, also heißt es frühzeitig zugreifen.

Rechts die Blätter der Roten Lichtnelke (links Schafgarbe, mittig Wilde Möhre, links unten Wiesen-Salbei)

Geht solo wie gemischt

Das junge Kraut der Roten Lichtnelke lässt sich roh (am besten fein gehackt) wie gekocht (vorzugsweise blanchiert) einsetzen. Es lässt sich als alleinige Zutat für Eierspeisen oder Kartoffelsuppe nehmen, mit anderen Wildkräutern oder auch Spinat mischen und zu Füllungen verarbeiten.
In den toskanischen Insalata di Caterina, der auf die ausgewiesene Feinschmeckerin Katharina von Medici zurückgeht, gehören traditionell neben Löwenzahn, Radicchio und anderen Kräutern die Blätter der Roten Lichtnelke hinein. Angemacht wird dieser Salat mit einem Dressing aus Kapern, Rosinen, Pinienkernen, Essig und Olivenöl, hinzu kommt noch Pecorinokäse.
Im Friaul serviert man Pistic, eine Suppe aus vielerlei Wildkräutern, unter denen die Rote Lichtnelke nicht fehlen sollte. Noch ein Rezept aus dem nordöstlichen Italien: Ravioli oder Casoncelli, gefüllt mit Ricotta und Lichtnelkenblättern. Bei mir gibt es die Lichtnelkenblüten als Garnitur, die Blätter schon mal durch einen Backteig gezogen und frittiert oder in einem Pfannkuchen mitgebacken.

Blüten fürs Auge wie fürs Herz

Vielleicht geht es Ihnen aber auch wie mir: Von den Blüten bin ich immer hin und weg. Was für eine Farbe! Im Geschmack eher neutral bis ganz leicht süßlich, verführen sie mich zum Genießen. Ganz besonders, wenn die rosaroten Blütenblättchen vorsichtig aus den bauchigen Kelchen gezupft werden. Denn sie sehen einzeln aus wie Herzen – eine herzliche Garnitur für Speisen voller Liebe, oder? Warum die nicht viel mehr in bunten Streublütenmischungen zu finden sind, etwa in Kombination mit azurblauen Kornblumen und sonnengelben Ringelblumen…

Schreiben Sie einen Kommentar

Item added to cart.
0 items - 0,00