From nose to tail, leaf to root, mit Haut und Haar – Hagebutten muss man komplett nutzen. Also den Trester vom Passieren aufheben und niemals die Kernchen wegwerfen! Denn aus Hagebutten kann man – ganz erstaunlich – dreierlei Tee zubereiten, jeder mit eigenem Aroma. Alle drei Zubereitungsarten haben nur wenig mit den handelsüblichen Hagebuttentees aus Tüten oder Teebeuteln gemein (denen überwiegend Hibiskus zugesetzt wird, was den Tee tiefrot färbt und sehr sauer schmecken lässt). Sie werden nicht richtig rot, sondern eher kupferfarben bis orange oder rotbraun. Und der Wohlgeschmack soll hier völlig in den Vordergrund rücken, der gesundheitliche Wert wird dankend hingenommen. Wer’s probiert, wird überrascht sein, wie unterschiedlich die drei Teezubereitungen schmecken.
It’s tasty teatime
Erstens: Tee aus ganzen Hagebutten. Die kräftig-fruchtige, fein-säuerliche Variante. Dafür frisch geerntete, gerne auch schon sehr weiche oder getrocknete Hagebutten komplett verwenden. Die Hagebutten mit Wasser (Dosierung: einen gut gehäuften Esslöffel – das entspricht etwa 6-8 Hagebutten von der Hecke – mit 250 ml Wasser) aufsetzen und über Nacht weichen lassen. Am nächsten Tag aufkochen, etwa 10 Minuten ziehen lassen, dann abfiltern.
Zweitens: Tee aus Hagebutten-Fruchtschalen. Schmeckt sanft fruchtig, mild. Hierfür werden ausschließlich die entkernten, gesäuberten Außenhüllen der Hagebutten verwendet. Man braucht hartreife Hagebutten, diese werden halbiert und ausgekratzt, dann getrocknet. Die Hagebuttenschalen mit Wasser (Dosierung: einen gehäuften Teelöffel pro 250 ml Wasser) zum Kochen bringen, 10-15 Minuten ziehen lassen, abfiltern. Die ausgekochten Schalen lassen sich gut weiter verwerten, z.B. für Saucen, Cremes oder Füllungen.
Drittens: Tee aus Hagebuttenkernchen – auch Kernles- oder „Schwaben“-Tee genannt. Gilt als altes Hausmittel, ist gut für die Nieren, anregend für die Wasserausscheidung, vorbeugend gegen Blasenentzündungen, entsäuernd. Und reich an Kieselsäure, also stärkend für die Schleimhäute und fürs Lungengewebe. Aus den harten Nussfrüchtchen wird ein überraschend samtig-milder Tee voller Rosen- und Vanillearomen. Kernchen mit Wasser über Nacht ansetzen (Dosierung: ein gestrichener Teelöffel pro 250 ml Wasser), am nächsten Tag 30 Minuten sanft köcheln, abfiltern – und erneut mit Wasser aufgießen. Vor allem aus den Kernchen kann man mehrmals Tee zubereiten.
Aus alter Zeit
In der Oeconomischen Encyclopädie (1773 – 1858) von Johann Georg Krünitz ist nachzulesen, dass aus den Hagebutten früher wohl häufig eine Suppe gekocht wurde. In Wasser weichgekocht und dann passiert, wurde das mit Wein gestreckte Mus mit Zitronenschale, Zimt, Nelken und Zucker gewürzt und mit verquirltem Eidotter zu einer sämigen Suppe legiert, in die man dann noch Zwieback oder noch besser Biskuit vom Konditor einlegte.
Dasselbe Lexikon führt auf, dass aus Hagebuttenkernen um 1770 Mehl gewonnen wurde, das Weizenmehl nicht unähnlich sah. Aus dem stark quellenden Hagebuttenkern-Mehl wurden Brei, Milchsuppen, Eierkuchen, Brot und Kuchen gebacken – was man für äußerst nützlich befand. „Zwar schmeckte die Hagebutte vor, aber gar nicht widrig;“ heißt es weiter. Viel Stoff für weitere Experimente – allerdings steht davor die Herausforderung, die ungemein widerstandsfähigen Kernchen der Hagebutten zu zermahlen.