Großveranstaltungen samt und sonders abgesagt, Staycation over statt Overtourism in Fernost, Regionalität statt Globalisierung, Aus für Multi-Kulti. Echt jetzt? Da habt ihr Euch aber verrechnet. Nicht nur in München, dem bekanntlich größten Dorf überhaupt, trifft sich die Welt. Sogar bei mir, nun wirklich auf dem Dorf im Hinterland. Heute, ungeniert, gesellig. Glaubt ihr nicht? Dann lest mal weiter.
Wo feiert die Welt?

Gerade in den Städten, wo Weltoffenheit, grenzüberschreitender Austausch und gemeinsame Freude mit Menschen aller Nationen zum Alltag gehören, ist doch die ganze Welt vertreten: Pflanzen aus aller Herren Länder. Selten solo, oft in Grüppchen, häufig in großen Pulks knüpfen Neigschmeckte und Zuagreiste Kontakte mit den Locals, verbrüdern sich über soziale Netzwerke und werden von so manchem gar als Hoamat-Pflanzerl eingeschätzt. Keine noch so dicht abgesperrte Grenze, keine Schleierfahndung, keine Zugangsbeschränkungen, die sie aufhalten könnte.
Fremde in heimischen Landen

Pyrenäen-Storchschnabel (Geranium pyrenaicum) aus Südeuropa, Schmalblättriges Greiskraut (Senecio inaequidens) aus Südafrika, Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) aus Indien, Kleines Springkraut (Impatiens parviflora) aus dem Hindukusch, Persischer Ehrenpreis (Veronica persica) aus dem Kaukasus, Kartoffelrose (Rosa rugosa) aus Ostasien, Golderdbeere (Duchesnea indica) aus Südost-Asien, Franzosenkraut (Galinsoga) aus Mittelamerika, Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) aus Nordamerika… Ist das nicht eine illustre Clique? Nicht einmal der Charakterbaum für bayerische (Biergarten-)Kultur ist wirklich heimisch, sondern kommt vom Balkan (aus Risikogebieten!!!) – die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum). Ist es nicht ein Treppenwitz der Geschichte, dass ausgerechnet Albaner, Mazedonier, Kosovare, Bulgare vom Nimbus eines Urbayern umgeben ist?
Shöner Beitrag, ein wenig Hoffnung in diesen Coronazeiten.