Des Goldes Schein, Teil 3

Unser Freund war lange unter der Erde, wo er sich wohl ungezählte Male vor Gram über verlorene Goldschätze umdrehte, als die goldenen Ruten zu Abermillionen die alte Welt überschwemmten. Große Notzeiten hatten die Städte verwüstet, das Land durchfurcht, die Wälder leergeräumt. Da machten sich die Neuen wie mit Goldfingern breit, fingen an zu wuchern und verdrängten alteingesessene Goldstücke. Gold, echtes Gold wäre bitter nötig gewesen. Was es aber zuhauf gab, war nur Katzengold. Keiner zeigte sich mehr von goldenen Ruten beeindruckt, niemand hielt das Gold länger für wertvoll. Vom Fieber war nur noch ein laues Lüftchen übrig, zu kühl, als dass es die Gemüter noch erhitzte.

Denn wahrhaft viel wert ist nur, was rar ist. Die Menschen hatten sich wieder einmal als unersättlich erwiesen und dabei das Denken vergessen. Alsbald verachteten sie die goldenen Ruten gar, wollten sie ausgerottet wissen, hießen sie aufdringliche, alles verdrängende Eindringlinge. Eine neue Seuche griff um sich: Weg mit den Ruten! Aber dann wandten sich die Menschen anderen Dingen zu, die sie für absolut erstrebenswert und heilsbringend hielten. Diesmal – oder schon wieder einmal: Gold!

Keiner interessierte sich mehr für die goldenen Ruten, die der Pflanzenfreund einst, vor nicht zu ferner Zeit über das große Meer gebracht hatte. Der Goldruten schöner Schein war verblasst. Tatsächlich? Nein, es gibt Pflanzenfreunde, die bis heute die Goldschätze heben. Kanadische Goldruten und Riesengoldruten zeigen ihre Werte anders. Als Heilpflanzen und als essbare Wildpflanzen. Also doch Gold!

Ich gehöre zu den Pflanzenfreunden, die das spätsommerherbstliche Gold der Virga aureas, der Solidagos, der Goldschwingen, Goldähren, Goldsternle durchaus wohlwollend einheimsen. Die Ruten wogen in der schwächer werdenden Sonne, die Rispen voller Körbchenblüten duften, die Blüten schmecken: goldig! Erntet den goldenen Reichtum der Natur, freut euch am goldenen Glanz der Blüten!

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