Nicht nur das Johanniskraut (siehe Beitrag vom 20.3.2020), auch andere Pflanzen sind Namensvettern vom Corona-Virus. Mindestens ein Anlass, sich diese Gewächse mal anzusehen – vielleicht bringen sie ja Hilfe?
Corona imperialis
Wörtlich übersetzt bedeutet Coronia imperialis Kaiserkrone, und beide Namen beschreiben das beeindruckende Zwiebelgewächs (botanisch: Fritillaria imperialis), das bald in vielen Gärten und öffentlichen Pflanzungen zu bewundern sein wird.
Kaiserkronen thronen über den anderen Blüten in den Stillleben vom flämischen Maler Jan Brueghel dem Älteren (1568-1625), der auch Blumenbrueghel genannt wurde. Er starb an Cholera, neben der Pest die größte Prüfung der Menschheit in jenen Zeiten. Trotzdem, solche Ansichten waren keinesfalls Ausdruck der katastrophalen Zustände, sondern Wiedergabe von Freude. Das sollten wir uns als Beispiel nehmen: Nur nicht aufgeben – es kann nur besser werden!
Und wer mag, erfreut sich an diesem Gedicht:
Die Kaiser-Crone
Es sieht die holde Kaiser-Crone
Von ihrem hoch-erhab’nen Throne
Beständig auf die Erd‘ herab,
Die ihre Wieg’ und auch ihr Grab.
Ach mögten doch von Ihren Höhen
Die Fürsten so herunter sehen!
Die Augen, welche wie Krystallen
In diesen Bluhmen offen stehen,
Die lassen oftermal
Fast Honig-süsse Thränen fallen.
Ach mögten sich doch auch die Grossen fassen,
Und, nach dem Beyspiel dieser Bluhme,
Vergnüg’t durch ihrer Hoheit Stral,
Dem Gott, der sie so groß gemacht, zum Ruhme,
Auch Freuden-Thränen fallen lassen!
Der bitter-süssliche Geruch,
So aus den Kaiser-Cronen quillt.
Ist ein mit Lehr’ erfülltes Bild,
Daß auch der allerhöchste Stand
Mit Bitterkeit oft angefüllt.
Auf dieser Bluhmen Cronen-Spitzen
Sieht man ein Büschel Gras nicht ohn Bedeutung sitzen.
Ach dächten doch die Grossen dieser Erde,
Bey dieser Bluhm’, an ihre Flüchtigkeit,
Und daß auch Gras, nach kurzer Zeit,
Gecrön’te Häupter decken werde!
Barthold H. Brockes (1680-1747)