Ein Kraut von Gottes Gnaden

Was Corona nicht alles bewirkt: sehr viel Schatten, aber doch auch Licht. Das Interesse an Heilpflanzen steigt enorm – was gäben wir darum, wenn nach dem Motto „Gegen alles ist ein Kraut gewachsen!“ ein Gewächs als Allheilmittel gegen Viren allgemein, gegen Corona im Speziellen oder gar gegen alle Pandemien der Welt hervor täte. Würde sich doch wenigstens ein Kraut melden, das als Medizin gegen COVID-19 taugte…

Die Natur weiß sich immer zu helfen

Gerne hätte ich die Patentlösung für Corona parat, gerne würde ich das eine Heilkraut propagieren, das SARS-CoV-2 in Schach hält. Ich kann nur berichten, welche Heilpflanzen die eigenen Abwehrkräfte stärken, vermutlich einen Angriff von Viren erschweren und deren Ausbreitung im Körper behindern. Da bietet sich eine ganze Palette an: Salbei, Holunder, Ingwer, Thymian, Meerrettich … – kann man in mehreren Artikeln der letzten Tage auf meinem Blog nachlesen. Gerne erweitere ich die Liste.

Ruprechtskraut

Das Ruprechtskraut, auch Stinkender Storchschnabel, Kleinschwalbenkraut, Jungfernröschen, Nadelkraut oder Wetterstorch genannt (botanisch: Geranium robertianum, englisch: Red Robin), ist bei uns weit verbreitet. Manche grausen sich vor dem eigenwilligen Geruch, den die Blätter ausströmen, andere finden das filigrane Laub und die zierlichen Blüten so schön, dass sie das vermeintliche „Unkraut“ sogar eigens in Gefäße setzen, um es gebührend zu bewundern. Oder einen Kranz zur Deko daraus winden.
Volksnamen wie Gottesgnadenbrot, Adebarsbrot oder Himmelsbrot erzählen davon, dass die Menschen einst froh waren, ihren Hunger mit dem Kraut (Blätter, Wurzeln) stillen zu können. Wenn auch das Ruprechtskraut im Rohzustand nicht jedermanns Sache ist, schmeckt es gedünstet, gebraten, gekocht doch ganz angenehm.
Kaum einer kennt das Ruprechtskraut aber noch als Heilpflanze. Es wurde so verehrt, dass man ihm sogar den Titel Gottesgnadenkraut verlieh. Eingesetzt wurde es gegen Rotlauf, Gelbsucht, Entzündungen, Fieber, Husten und andere Krankheiten. Zudem galt es als förderlich für die Libido und für die Erfüllung eines Kinderwunschs. Und heute?

„Heimisches Umckaloabo“

Weiß man über das Ruprechtskraut zwar einiges, aber noch lange nicht alles. Inhaltsstoffe sind Gerbstoffe, ätherische Öle, Flavonoide, Phenolsäuren und mehr. Die Wirkung wird beschrieben als antiviral, antibakteriell, immunmodulierend und anregend für Stoffwechsel und Lymphfluss. Auch Husten soll das Kraut stillen – immerhin ist es verwandt mit der südafrikanischen Art Pelargonium sideritis, geläufig unter dem aus der Zulu-Sprache stammenden Zungenbrecher Umckaloabo, was schwerer Husten bedeutet.
Zählt man einiges zusammen, ergibt sich zumindest der Verdacht, dass das Ruprechtskraut auch in der jetzigen Krise einiges Potential aufweisen mag. Wissenschaftlich belegt werden können folgende Effekte: antioxidativ, entzündungshemmend, tumorhemmend, antimikrobiell, allgemein stärkend. Anwendung findet das Ruprechtskraut vor allem bei Lippenherpes und Borreliose, bei Hautproblemen (Juckreiz, Insektenstiche, Neurodermitis u.a.), zur Gebärmutterreinigung und als Kinderwunschtee, zur Lymphreinigung und Ausleitung von Schadstoffen.

Vielleicht auch eine Hilfe gegen Corona? Kann ich nicht sagen – aber ich kann vertrauen, dass mir das Kraut beisteht, um mich an Körper, Geist und Seele gesund zu halten. Im Verbund mit vielen anderen Heilpflanzen bestimmt – denn ich setze nicht auf ein Kraut allein. Frisch kommen die Blätter des Ruprechtskraut bei mir in Salate, mitgekocht werden sie im Mischgemüse. Und wer meint, kann sich eine Tinktur daraus zubereiten. Dafür eine Flasche zu einem Drittel mit frischen Blättchen, grob gehackt, füllen und mit Doppelkorn oder Wodka (mindestens 40 Vol.% Alkohol) aufgießen. 7-10 Tage an einem zimmerwarmen, dunklen Ort ausziehen, täglich schütteln. Dann abfiltern und in Tinkturfläschchen umfüllen. Einnahme 15-20 Tropfen in einem Glas Wasser pro Tag.

1 Gedanke zu „Ein Kraut von Gottes Gnaden“

  1. Schöner Beitrag über ein von mir sehr geschätztes Pflänzchen in meinem Garten. Vielen Dank ! Schon Hildegard von Bingen und Paracelsus redeten über das Kraut .

    Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Item added to cart.
0 items - 0,00