Überall blühen sie schon oder kommen zur Blüte, aber meistens werden sie übersehen, links liegen gelassen oder gar verteufelt. Als Unkräuter, mit denen nichts anzufangen ist, die man am liebsten eben in die Hölle jagt. Das war auch mal anders, denn Berufkräuter waren wichtige Zauberpflanzen, mit denen man sich das Unheil vom Leib zu halten trachtete. Sie wurden zum Berufen oder Beschreien genutzt, man rief sie an, einem zur Seite zu stehen.
Vom Scharfen, Steifen oder Rauen Berufkraut (Erigeron acris), das auch Taurand oder Dauron heißt, gibt es eine alte Volkssage. Ein Mädchen ging einst auf einem Feld, da war der Teufel hinter ihm her. Doch auf dem Feld wuchs Taurand noch und noch, und solange das Mädchen mit seinem langen Rock darüber streifte, hatte der Satan keine Macht. Der Böse lockte und schmeichelte, es möge doch seinen Kleid anheben. Doch das Mädchen ging weiter, ließ sittsam das Gewand unten, ohne zu ahnen, wer ihm da zusetzte. Doch als das Mädchen den Feldrand erreichte und der Rock keinen Taurand mehr berührte, fiel der Teufel über das arme Kind her und nahm es mit in die Hölle. Und die Moral von der Geschichte: Hätte das Mädchen einen Taurand gepflückt und mitgenommen, wäre ihm nichts passiert. Vielleicht hätte allein schon geholfen, den Taurand um Hilfe zu bitten.
Das Kraut wurde früher den Kindern in die Wiege gelegt, damit sie vor Zauberei bewahrt blieben. An die Stalltür gehängt, ins Futter gemischt oder in die Tränke gelegt sollte das Berufkraut das Vieh beschützen. Damit der Blitz nicht ins Haus einschlägt, hängte man das Berufkraut unters Dachgebälk.