Taubenkropf-Leimkraut

Der Name dieses Wildkrauts klingt kompliziert und erst einmal nicht sonderlich verlockend, dennoch ist die weiß blühende Wiesenpflanze weit verbreitet und vielen von Kindesbeinen an wohlbekannt. Wer die zart geäderten Blütenkelche, die wie ein Kropf aufgeblasen scheinen, an den Spitzen fasst und auf Handrücken oder Stirn schlägt, hört beim Zerplatzen ein leises Ploppen oder Knallen – ein beliebtes Kinderspiel, was der Blume die volkstümlichen Namen Klatschnelke, Tuschblume, Pfnatscher, Schnöller, Knaller, Schnalzerl oder Chlepfer einbrachte.

Ein gefeiertes Kraut

Vom Piemont bis Venetien, von Sizilien über Sardinien bis nach Südtirol gilt das Nelkengewächs mit den wissenschaftlichen Namen Silene vulgaris als sehr beliebtes Wildgemüse beim einfachen Volk. Ihm zu Ehren feiert man jährlich am 29. April feiert in Galeata in der Emilia-Romagna sogar ein Fest: Sagra Dello Stridolo. Die Stridolo oder Strigolo – das sind die jungen Triebe – verdanken ihren Namen dem Klang, der durchs Reiben zwischen den Fingern entsteht.

Reiche Ernte

Die jungen, knackigen Blätter tragen frisch einen graublauen Reif, der sich beim schonenden Garen verliert, die Schösslinge werden dann wunderbar sattgrün. Kurz gedünstet oder gebraten behalten sie wie im rohen Zustand, etwa in einem Salat, ihren vollen Geschmack nach Zuckerschoten mit einem Hauch Estragon.
Für die Ernte eignen sich bevorzugt die frühen Triebe. Beste Qualität haben 10-15 cm hohe, noch gedrungene Blattbüschel von Fettwiesen vor der ersten Mahd. Sie sind schnell gesammelt, weil das Taubenkropf-Leimkraut gewöhnlich in größeren Büscheln auf den Wiesen steht. Es treibt nach dem Mähen kräftig nach und kann im Sommer bis in den Herbst nochmals in die Küche geholt werden, allerdings sind die Blätter dann zäher und herber.
Wenn die drahtig-harten Blütenstängel erscheinen, greift man statt zu Blättern besser zu Blütenknospen, die ebenso mild nach Erbsen schmecken wie das Laub. Haben sich die weißen Blüten mit den ballonartigen Kelchen entfaltet, stehen sie als hübsche Garnitur zur Verfügung.

Traditionelle Zubereitung

Während in der einfachen Landküche auf Kreta die jungen Triebe nur in Olivenöl gebraten und in Spanien mit Kichererbsen gemischt werden, dienen sie in Italien vor allem als Zutat für Risotto, Pasta oder Omelette. Wie eine Art Pesto wird „Crema di sclopit“ zubereitet, eine Paste aus Triebspitzen der Klatschnelke mit Öl, Essig, Zitronensaft, Salz und Gewürzen oder weiteren Kräutern. Sehr fein zu Ravioli, Tortellini, Gnocchi oder Malfatti, aber auch zu Kartoffeln oder Fleisch wie Lamm. Als Wildspinat zubereitet eignet es sich für Füllungen, Aufläufe, Flans oder um Teige grün zu färben. Sehr empfehlenswert: Leimkrautspinat mit Rosinen und Pinienkernen – Silene alla ligure.

Auch für den Küchengarten

Vom Taubenkropf-Leimkraut bekommt man bei gut sortierten Samenhandlungen Saatgut. Das Wildkraut lässt sich sehr gut im Beet anbauen, erweist sich als sehr pflegeleicht und trockenheitsverträglich und liefert den ganzen Sommer über frisches Grün für die Küche. Ich ernte es regelmäßig, dünge mit etwas Brennnesselbrühe und habe bald wieder Nachschub.

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