Meine Ohren schmerzen, mein Kopf dröhnt. Ich fühle mich, als säße ich nicht neben, nein in der Pauke beim Orchester, neben der Kirchturmglocke beim Mittagsläuten, auf dem Flughafen neben einem startenden Jumbo. Dabei ist es doch gar nicht so laut: Ich gehe einkaufen, es tönt mir Gedudel entgegen. Ich gehe frühstücken im Hotel, von allen Seiten umfängt mich Schlagermusik. Ich fahre mit der S-Bahn, schon bringen Kakophonien von mp3-Playern meine Trommelfelle zum Erzittern. Kann es denn nicht mal mehr einen Moment still sein?
Ich wehre mich gegen allgegenwärtige Geräuschbelästigungen, gegen Lärmverschmutzung. Sage deutlich, dass man bitteschön die Lautsprecher abdrehen soll und endlich mal das Handy auf lautlos schaltet. Weil Stille etwas Wunderbares ist. Etwas, das die Konzentration und das Wohlbefinden fördert. Etwas Erholsames. Etwas Feierliches. Etwas Glückverheißendes – wenn nicht schon wieder ein Handy klingelt… Wie schön, dass es den Wald gibt. Wenn dort nicht schon wieder laut diskutierende Spaziergänger oder knatternde Mopeds die Ruhe brechen. Aber dann gehe ich ganz früh los, gleich nach Sonnenaufgang, wenn so gut wie niemand unterwegs ist.
Merkwürdig, lautes Vogelgezwitscher oder Spechthämmern, tosendes Bachrauschen oder knarrende Baumstämme empfinde ich nicht als störend. Im Gegenteil, die gehören fast schon zur Stille.
„Einst wird man von der Stille wie von einem Märchen erzählen.“ Hans Arp