Licht ist für Pflanzenwachstum unerlässlich. Das merkt man jetzt im März ganz deutlich. Die Tage sind viel länger und heller – schon sprießt es allerorten. Zimmer- und Kübelpflanzen, die im Winter nach Licht regelrecht gedürstet haben, dabei kümmerlich und vielleicht sogar kränklich geworden sind, geht es jetzt wieder viel besser. Die Sonne lockt nicht nur Krokusse und Narzissen an die Erdoberfläche, sondern auch viele Kräuter wie Löwenzahn in der Wiese, Bärlauch im Wald, Gartenschaumkraut im Beet. Auch das Wechselblättrige Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium) lässt sich blicken. Aber nicht nur dort, wo es Licht gibt, sondern sogar wo es richtig finster bleibt.
Pflanzen ernähren sich in erster Linie von Licht. Lichtmangel ist für sie dasselbe, wie für uns Hunger. Umso erstaunlicher, dass es Pflanzen gibt, die selbst extremen Lichtmangel aushalten. Eine Pflanze, deren Lichtansprüche mehr als bescheiden ausfallen, ist das Wechselblättrige Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium). Diesem Licht-Hungerkünstler begegnet man häufig: im Staudenbeet wo die Sonne nicht gut hinkommt, an einer schattigen Stelle im Rasen oder beim Spazierengehen am Waldrand.
Auf den ersten Blick ist das Wechselblättrige Milzkraut eine recht unscheinbare Pflanze, in Wahrheit aber ein bewundernswerter Rekordhalter. Wird in einer bis dahin völlig dunklen Höhle eine künstliche Beleuchtung installiert, siedeln sich im Lichtschein der Lampe als erstes Algen, nach und nach auch Lebermoose und Farne an. Das Kunstlicht bietet nur einen Bruchteil des Spektrums von natürlichem Licht, trotzdem begnügt sich auch das Wechselblättrige Milzkraut damit. Es gilt als die einzige Blütenpflanze, die rund um künstliche Beleuchtung in Höhlen wächst.
Für diese Art von Pflanzengemeinschaft hat die Wissenschaft einen eigenen Begriff geprägt: „Lampenflora“. Eines der wenigen deutschen Wörter, die es aus der Wissenschaftssprache sogar ins Englische geschafft haben. Den absoluten Rekord in Sachen Lichtaskese halten allerdings Grünalgen der Gattung Ostreobium: Sie leben in 200 Meter Meerestiefe und kommen mit 99,999 % weniger Licht aus, als ihre Artgenossen an der Wasseroberfläche.