Spannende Frage: Welche Pflanze gibt es auf unserem Planeten am häufigsten? Fichte? Mais? Reis? Brennnessel? In jedem Fall muss es ein Gewächs sein, dass man rund um den Erdball antrifft. Ist also ein Neophyt, dem der Mensch bei der weltweiten Verbreitung geholfen hat, auf der Liste ganz oben?
Durch Globalisierung sorgt der Mensch dafür, dass nicht nur Sprache, Waren und Kultur allerorten sehr ähnlich werden, sondern auch Tiere und Pflanzen sich kreuz und quer verbreiten: Ratten und Kakerlaken unter den Tieren, Weizen (Triticum) und Sojabohne (Glycine max) unter den Pflanzen. Neophyten wie Japanischer Knöterich (Fallopia japonica) oder der bei uns heimische, in Amerika wegen seiner starken Ausbreitung aber gefürchtete Blutweiderich (Lythrum salicaria) haben mit Hilfe des Menschen alle Erdteile erobert. Aber es gibt auch Pflanzen, die sich ganz allein über den Globus verstreut haben.
Wasserpflanzen wie Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis), Ähriges Tausendblatt (Myriophyllum spicatum) oder Krauses Laichkraut (Potamogeton crispus) gehören zu den Kosmopoliten unter den Pflanzen, allerdings sind sie in ihrem Vorkommen strikt an Gewässer gebunden. Auch Schilf (Phragmites communis) trifft man weltweit in großer Zahl an, es kommt vom Polarkreis bis zum südlichen Endekreis außer in den Tropen und auf Island an allen Ufern von Seen, Tümpeln, Gräben und Bächen sowie Mooren und Sümpfen vor. Der Adlerfarn (Pteridium aquilinum), dank effektiv wirksamer Giftstoffe vor Fraß bestens geschützt, besiedelt verschiedenste Standorte außer Wüsten und Polarregionen. Seit Urzeiten, noch bevor es Wasserpest oder Schilf überhaupt gab, wuchs Adlerfarn bereits allerorten – und tut es bis heute.
Von den Tropen bis in die Polarzonen, vom Tiefland bis ins Hochgebirge, auf nährstoffreichen wie auf kargen Böden, in freier Natur wie in Innenstädten, von Äckern bis in Pflasterritzen, in vielen Gebieten flächendeckend stößt man auf ein Gras. Unspektakulär, unscheinbar, aber unglaublich anpassungsfähig und vermehrungsfreudig. Das Einjährige Rispengras gilt als das am häufigsten vorkommende und am weitesten verbreitete Süßgras. Einige halten es sogar für die häufigste und verbreitetste Pflanzenart überhaupt.
Das Einjährige Rispengras (Poa annua) trifft man überall. In Grünflächen, besonders in Zier- und Golfrasen, ist es ungern gesehen, weil es ständig blüht und den Rasen damit ungepflegt erscheinen lässt. Aber genau das ist sein Erfolgsgeheimnis: Blühen, blühen, blühen, Samen ansetzen und sofort neue Wuchsorte besiedeln.