Schmuckstück einer Eiche

Simone Braun geht gerne Waldbaden, und dabei immer wieder auch zum Perlentauchen. Und findet wahre Schätze im grünen Meer, wie diese Gebilde: Baumperlen. Die abgebildete stammt von einer Eiche.

Wie so ein Wunderwerk entsteht? Indem der Baum eine Verletzung erleidet und sie schließt – vergleichbar mit einer Kratz- oder Schnittwunde bei uns Menschen. Viele schlafende Knospen beginnen rund um die Wunde, gemeinsam ein neues Gewebe zu bilden. Das verschließt die Außenhaut wie ein Art Schorf. Darunter entsteht allmählich vom Kambium, der Wachstumsschicht, eine neue Rinde. Ist diese stark genug, löst sich das knollige, knubbelige Gebilde – die Baumperle. Wie der Wundschorf auf unserer Haut, sobald neue Haut nachgewachsen ist.

Erst wenn man die äußere Schicht solcher Baumperlen, auch Baumtränen, Baumlinge, Knarze, Knurze, Baumknollen, Druiden-, Schlangen-, Drachen- oder Hexeneier, Baum- oder Hexenfurze (englisch burls, burrs, buttresses, knots) genannt, vorsichtig abträgt, zeigt sich die wahre Schönheit. Eine schlafende Knospe steckt gewöhnlich unbemerkt unter der Rinde und wartet wie in einem Dornröschenschlaf darauf, ihrer Bestimmung zu folgen, nämlich verlorene Pflanzenteile wieder zu ersetzen. Dabei fängt sie, durch Hormone angeregt, zu wachsen an. Wenn das viele solcher schlafenden Augen auf kleinem Raum gleichzeitig tun, entstehen solch spektakuläre Wuchsbilder.

Keine Perle gleicht der anderen, jede ist einzigartig. Jeder kann sie finden, man braucht nur ein Auge dafür. Es gibt sie im Wald, an einzeln stehenden Bäumen, an Laub- wie an Nadelbäumen, an Obstbäumen wie an Zierbäumen. Also, abtauchen in die Waldatmosphäre und Augen offen halten. Baumperlen aber nur nehmen, wenn sie sich wie von selbst vom Baumstamm oder Zweig lösen lassen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Item added to cart.
0 items - 0,00