Katzenvideos sind die Hits im Internet. Die ganze Welt amüsiert sich über tollpatschige Katzen, findet Kätzchen so süß. Aber die Kätzchen, von denen hier die Rede sein wird, maunzen nicht, schnurren nicht, fahren keine Krallen aus, lassen sich höchstens streicheln. Die Rede ist nicht von Mietzekatzen, sondern von Blütenständen.
Kätzchen künden vom Frühling
Bereits im Winter fallen diese Gebilde an den Zweigen so mancher Bäume und Sträucher auf, um im Frühling so richtig loszulegen. Kätzchen, jedenfalls die meisten, recken und strecken sich, verändern ihre Farbe und fangen an zu stauben, ganze Wolken von Pollen.
Die meisten Kätzchen bestehen nämlich rein aus männlichen Blüten, die auf das Wesentliche reduziert sind. Hüllenlos reihen sie sich an biegsamen, gewöhnlich von den Zweigen baumelnden Achsen zu mehr oder minder schlanken Blütenständen. Sie erinnern an Katzenschwänze – daher der Name Kätzchen für diesen Typ der Infloreszenzen.
Kätzchen, Kätzchen
In der botanischen Systematik erschienen diese eigenwilligen Blütenstände derart charakteristisch, dass man sie als Verwandtschaftsmerkmal wertete und alle Gewächse mit solchen Kätzchen als Amentaceen oder Amentiferae, Kätzchenträger, zusammenfasste („amentum“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Riemen, Schleife oder Strang). Gemeinsam mit den Pfeffergewächsen und den Brennnesselartigen bildeten sie die Reihe der Julifloren.
Heute geht man davon aus, dass sich Kätzchen während der Evolution bei zwei unterschiedlichen Pflanzengruppen entwickelt haben, bei der Ordnung der Buchenartigen (Fagales) wie bei der Familie der Weidengewächse (Salicaceae). Während kaum einem die heimische Rotbuche (Fagus sylvatica) einfällt, wenn er nach einem Gehölz mit Kätzchen gefragt wird, ist das bei der Salweide (Salix caprea) dagegen häufig der Fall.