Freundschaft mit dem Wind

Eine der erfolgreichsten Strategien, um eine Bestäubung mit eigenem Pollen zu verhindern, ist die Eingeschlechtigkeit. Die Blüten sind nicht wie bei der überwiegenden Zahl der Pflanzen zweigeschlechtig, tragen männliche Staubgefäße und weibliche Stempel zugleich, sondern es findet sich jeweils nur ein Geschlecht. Sie bilden also rein männliche Blüten und rein weibliche Blüten.

Hasel: Männliche Blüten in Kätzchen
Hasel: weibliche Blüte, bleibt knospig, nur die roten Narben schauen heraus

Eindrucksvoll beweist das die Hasel (Corylus avellana). Die männlichen Blüten sind in den baumelnden Würstchen, den Kätzchen zusammengefasst. Aus denen es ja auch ganz schön heraus staubt – was in diesem Jahr fast überall schon geschehen ist. Die weiblichen Blüten übersieht man fast, es sind kleine Knubbel an den Zweigen, aus denen winzige rote Fädchen, die Narben, ragen. Keine Spur von Duft. Denn die Hasel vertraut ihre goldene Blütenstaubfracht dem Wind an, der muss weder durch leuchtende Blütenhüllen noch durch verführerisches Parfüm verlockt werden.

Trotzdem kann man an den Haselkätzchen viele Bienen beobachten, die fleißig Blütenstaub absammeln und in ihre Höschen packen. Die Hasel ist ein wichtiger Nahrungslieferant für Insekten, denn der Blütenstaub ist sehr energiereich. Nur leider hat sie vom Insektenbesuch nichts.

Die Erle (Alnus) ist wie die Hasel eine früh blühende Art mit eingeschlechtigen Blüten an ein und demselben Baum, also einhäusig. Nur locken ihre rötlichen Kätzchen mit den männlichen Blüten keine Insekten an, hier bleibt der Pollen ganz dem Wind, um in auf die rotbraunen Knöpfchen mit den weiblichen Blüten zu übertragen. Aus letzteren entstehen später die typischen Erlenzapfen mit den winzigen, flug- und schwimmfähigen Nussfrüchten.

Teilweise entstehen diese Früchte ohne jegliche Bestäubung – und enthalten dann zwar Samen, die jedoch nicht keimfähig sind. Das bezeichnet man als Jungfernfrüchtigkeit, eine Laune der Natur, vielleicht um Fruchtverbreiter, in diesem Fall Zeisig, Stieglitz und andere, treu bei sich zu halten.

Strikte Trennung

Pappel: Kätzchen

Männliche Blüten an einem Exemplar, weibliche dagegen an einem anderen, das nennt der Botaniker zweihäusig. Die noch striktere Spaltung der Geschlechter betreiben z.B. Weiden (Salix) und Pappeln (Populus). Die pelzigen Kätzchen sind oft schon im Januar zu erkennen, noch halb verpackt unter braunen Knospenschuppen. Es sind die männlichen Blütenstände, was unverkennbar wird, wenn sich später unzählige goldene Staubbeutel heraus schieben.

Pappel: links männliche Kätzchen (rote Staubbeutel gut sichtbar), rechts weibliche Kätzchen (schlanke Fruchtknoten mit kleinen Narbenfäden an der Spitze)

Die weiblichen Blütenstände finden sich an extra Sträuchern bzw. Bäumen, es sind unscheinbare, grünliche, zylindrische Gebilde, die aber fein nach Honig duften. Während Pappeln vorwiegend vom Wind bestäubt werden, nutzen Weiden vorwiegend die Dienste der Insekten und gehören zu den wichtigsten Insektenfutterpflanzen im Vorfrühling.

Weide: links männliche Kätzchen (gelbe Staubgefäße), rechts weibliche Kätzchen (grünlich)

Demnächst im Baumblüten-Theater, noch bevor die Blätter austreiben: die Blüten-Show von Hainbuche (Carpinus betulus), Ulmen (Ulmus), Esche (Fraxinus excelsior) u.a. Unbedingt mal gena anschauen!

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