Flieder: giftig oder nicht?

“Wenn der weiße Flieder wieder blüht…”, gerne auch violetter, dann ist der Frühling auf dem Höhepunkt angekommen. Der meistens stark duftende Zierstrauch mit botanischem Namen Syringa – meistens werden Sorten vom Gewöhnlichen Flieder (Syringa vulgaris) kultiviert – duftet verführerisch. Ließen sich die Blüten nicht zu allerlei Köstlichkeiten verarbeiten? Tatsächlich gibt es doch viele Rezepte in verschiedensten Medien, in denen Fliederblüten verarbeitet werden. Oder ist der Flieder im Garten doch eher giftig?

Vermutlich geht der Name Flieder auf die Fülle der Blüten zurück, die im Sonnenlicht flittern. Ursprünglich ist mit Flieder auch gar nicht dieser Flieder gemeint, sondern unser heimischer Schwarze Holunder (Sambucus nigra). Und von dessen Blüten lässt sich ein vortrefflicher Sirup (und noch viel mehr Köstliches) zubereiten. Die Bezeichnung Flieder wurde nur übertragen auf den aus dem Orient stammenden Strauch, den der Gelehrte Ghislain de Busbeq 1562 unter dem türkischen Namen Lilac in Wien vorstellte. Doch Lilac setzte sich ebenso wenig durch wie Türkischer Holunder, Nelkenbaum, Spanischer Blust oder Jelängerjelieber (wobei letzterer wiederum eine andere Pflanze benennt, nämlich das stark duftende Geißblatt, Lonicera periclymenum). Während Holunder und Geißblatt zumindest verwandt sind (beide gehörten zur Familie der Geißblattgewächse, der Holunder zählt heute zur nahestehenden Familie der Moschuskrautgewächse), gehört Syringa zu den Ölbaumgewächsen. Unter diesen finden sich neben Olivenbaum auch Eschen und Liguster sowie Forsythien und Jasmin.

Blütenzucker mit Fliederblüten – ein klein bisschen darf man schon wagen

Der Gewöhnliche Liguster (Ligustrum vulgare) gilt allgemein als giftig, obgleich er nicht in der offiziellen Liste giftiger Pflanzen vom Umwelt-Bundesministerium geführt wird. Über viele Jahre hinweg wurden nur wenige Fälle bekannt, bei denen Ligusterbeeren Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen hervorgerufen hat, selten war ärztliche Behandlung erforderlich. Liguster enthält in allen Teilen u.a. Syringin, der auch im Flieder vorkommt und sogar nach diesem benannt ist. Doch wie giftig dieser wirkt und was noch in diesen Pflanzen drinsteckt, ist bislang unbekannt. Es mag sein, dass es eine gewisse Unverträglichkeit gibt, aber wirklich vergiftet hat sich niemand – weder am Liguster noch am Flieder. Zudem gilt: Die Dosis macht das Gift.

Fliederblüten-Sirup oder -Gelee: viel kann man davon ohnehin nicht essen, weil der Duft doch sehr eigenwillig ist

Mit etwas Fliedersirup (dem aus Syringa) nimmt man eher nur Spuren auf, denn in großen Mengen wird das intensiv parfümartige Aroma doch schnell unangenehm. Außerdem ist auch unser heimischer Flieder, also der Holunder, nicht ganz frei von giftigen Substanzen, so müssen dessen Früchte durch Abkochen verträglich gemacht werden.

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