Blauregen: giftig oder nicht?

Der Name ist wahrhaft Programm: Blaue Blüten rieseln wie Regentropfen in schier nie endender Fülle herab – beim Blauregen (Wisteria), auch Glyzine, Blaue Akazie oder Prunktraube genannt. Das Klettergehölz steht vielerorts gerade prächtig in Blüte. Anhand der Anatomie der Blüten erkennt man sehr deutlich die Zugehörigkeit zur Familie der Schmetterlingsblütler.

Links: Chinesischer Blauregen (Wisteria sinensis). Rechts: Japanischer Blauregen (Wisteria floribunda)

Innerhalb der riesigen Familie Fabaceae oder Hülsenfrüchtler gibt es sowohl essbare (z.B. Erbse, Dicke Bohne, Linse, Rotklee) wie auch sehr giftige Vertreter (z.B. Paternostererbse, Blasenstrauch, Lupine, Goldregen, Duft-Wicken). Bei manchen Arten gelten bestimmte Teile in geringer Menge als verträglich (etwa Stein- und Honigklee mit Cumarinen oder die Blüten der ansonsten giftigen Robinie oder Scheinakazie), oder sie werden erst nach Kochen genießbar (etwa Bohnen, Kichererbsen) bzw. es sind nur spezielle Zuchtformen genussfähig (z.B. Süßlupinen).

Links: Hülsen vom Blauregen. Rechts: Samen aus den Hülsen.

Blauregen wird ganz allgemein als giftig eingestuft, und zwar nahezu vergleichbar mit als sehr stark giftig eingestuften Goldregen (Laburnum). Insbesondere Kinder sind gefährdet, schon wenn sie an den Blüten lutschen und erst recht, wenn sie Früchte oder Samen essen. Die Giftigkeit von Goldregen beruht in erster Linie auf Alkaloiden (u.a. Cytisin, das ähnlich wie Nikotin wirkt). Beim Blauregen gibt es ebenso Chinolizin-Alkaloide.

Gelangen diese Nervengifte in den Körper, lösen sie im Mund-Rachen-Raum ein Brennen aus, schon nach kurzer Zeit gefolgt vom Durst, Magenschmerzen, Schwindel, Schweißausbrüchen bis hin zu Halluzinationen und Krämpfen. Erfreulicherweise führt Cytisin nicht nur zu Übelkeit, sondern auch zum Erbrechen und Durchfall, weshalb Vergiftungen meist glimpflich verlaufen. Das Cytisin, das anfangs anregend wirkt, würde sonst später genau gegenläufig, nämlich lähmend wirken. Das kann vom Kreislaufkollaps bis zum Atemstillstand gehen.

Englischsprachige Webseiten berichten, dass Blüten des Blauregens essbar seien – beispielsweise roh in Frühlingsrollen oder zu Sirup verarbeitet. Allerdings wird meistens darauf hingewiesen, dass man nur geringe Mengen zu sich nehmen darf. Im europäischen Raum ist es völlig unüblich, dass die Blauregenblüten irgendwie verzehrt werden. Also besser mit den Augen „verschlingen“ und den intensiven Duft „verinnerlichen“.

1 Gedanke zu „Blauregen: giftig oder nicht?“

  1. Danke für diesen schönen Artikel.

    Nun muss ich mich als Soap Guckerin outen. Eine amerikanische Soap spielt in der Wisteria-Lane.

    … da wird Richtig „Gift“ versprüht unter den Bewohnen.

    Lieben Gruß
    Tina

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