Das Schöllkraut

ChelidoniumGehört für mich zu den absolut bestaunenswerten Pflanzen: Das Schöllkraut (Chelidonium majus) sprießt, sobald es nur etwas wärmer wird. Wunderschön geformte Blätter drängen sich in einer Rosette, von einer einmaligen Farbe – unverwechselbar. Wer ein Blatt abpflückt, dem quillt orange-gelber Milchsaft entgegen. Dies gemeinsam mit dem typischen Blütenbau verrät, dass das Schöllkraut zu den Mohngewächsen gehört.

Aus dem leuchtkräftigen Milchsaft versuchten einst die Alchimisten, Gold zu gewinnen – deshalb nannten sie das Schöllkraut „coeli donum“, Gabe des Himmels. Der Name Schöllkraut, eingedeutscht von Chelidonium, könnte sich aber eventuell auch nach griech. chelidon für Schwalbe entwickelt haben. Schöllkraut blüht, wenn die Schwalben zurück kehren.

Bekannt ist das Schöllkraut allgemein als „Warzenkraut“. Warzen sollen, nachdem man sie mit dem gelben Saft bestreicht oder betupft, sofort verschwinden, ebenso Hühneraugen oder Sommersprossen. Diskutiert wird, dass der Milchsaft eine stark virushemmende und eiweißauflösende Wirkungsweise zeigt. Aber Vorsicht! Der Milchsaft – immerhin ist Schöllkraut ein Mohngewächs und mit so mächtigen Pflanzen wie dem Schlafmohn (Papaver somniferum) verwandt – kann die Haut stark reizen und verätzen! Dies gilt ebenso für selbst hergestellte Salben aus Schöllkraut. Schon gar nicht sollte man Schöllkraut, wie leider immer wieder empfohlen, zur Behandlung von Augenleiden verwenden. Aus der antiken Heilkunde überliefert hilft ein Aufguss aus dem Milchsaft angeblich bei Augenproblemen. Jedoch beziehen sich die alten Hinweise wohl eher auf einen Hornmohn, ebenfalls mit gelbem Milchsaft ausgestattet, als auf das Schöllkraut. Denn letzteres kam im Altertum im Mittelmeerraum gar nicht vor.

Im Milchsaft des Schöllkrauts sind verschiedene Alkaloide enthalten, darunter auch Chelidonin und Berberin. Sie wirken ähnlich wie Morphium im Schlafmohn, krampflösend, schmerzstillend, beruhigend – wenn auch schwächer. Die Alkaloide vom Schöllkraut sollen angeblich die Zellteilung (ähnlich wie Colchicin aus der Herbstzeitlose)  stoppen und das Wachstum von Krebsgeschwüren hemmen. Verlässliche Nachweise dafür fehlen jedoch bis heute. Gallen- und Leberleiden versucht man ebenfalls, mit Schöllkraut zu heilen. Auch hier wieder eindringliche Warnung! Wer Schöllkraut isst, riskiert schwere Reizungen des Magen-Darm-Trakts. Brennen im Hals-Rachen-Raum, Schmerzen, Erbrechen, blutige Durchfälle und Kreislaufstörungen können die Folge sein. In schweren Fällen kann es zum Tod durch Kreislaufversagen kommen. Schöllkraut steht im Verdacht, die Leber zu schädigen. Besser auf standardisierte Zubereitungen aus der Apotheke zurückgreifen.

Dann doch lieber auf die ungefährlichen, aber keineswegs minder interessanten Qualitäten des Schöllkrauts zurückgreifen. Perfekt kann man an den Blättern vom Schöllkraut den Lotus-Effekt vorführen. Einfach mit etwas Curry- oder Paprikapulver bestäuben, dann mit Wasser besprühen, schon formen sich Wassertropfen, die beim Abperlen allen Schmutz mit sich reißen.

 

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