Wenn die Kartoffeln blühen

Dann ist der Hochsommer ins Land gezogen! Dann herrscht Flower Power auf dem Acker. Gute Gelegenheit, sich den tollen Knollen – dem mit Mais, Reis und Weizen wichtigsten Nahrungsmittel überhaupt – mal etwas zu nähern.

Allseits bekannt ist, dass Kartoffeln aus Südamerika stammen und ursprünglich in Europa eher misstrauisch beäugt wurden. Kein Wunder, denn die ursprünglichen Andengewächse, in Äquatornähe an relativ kurze Tage gewöhnt, bildeten im hiesigen Sommer mit seinen langen Tagen nur sehr kleine Knollen aus, steckten überdies randvoll mit dem giftigen Solanin. Die grünen, kirschgroßen Früchte verursachten nach Verzehr Bauchschmerzen, Schweißausbrüche und Atemnot, allein die ungewöhnlichen Blüten konnten Begeisterung hervorrufen.

Je nach Sorte haben Kartoffeln eine andere Blütenfarbe

Deshalb wurden Kartoffeln nur zu Zierzwecken in Gärten des Adels gezogen, bis ins 18. Jahrhundert. Marie Antoinette, Gemahlin des französischen Sonnenkönigs Ludwig XVI, schmückte ihre Frisur mit Kartoffelblüten. Aus diesen Epochen ist auch die Bezeichnung „Orchideen des Nordens“ für Kartoffeln überliefert. Na, da schaut man doch wirklich mal genau hin, zu den Kartoffelblüten – den „Juwelen auf dem Feld“.

Kartoffelfrüchte – ungenießbar!

Bis dann endlich Sprossknollen aus der Erde geholt werden können, dauert es noch ein bisschen. Ihre steile Karriere weltweit hat die Kartoffel ihrer großen Anpassungsfähigkeit zu verdanken. Sie gedeiht in vielen Klimazonen, gewöhnt sich an Jahreszeitenklima wie an tropische Gefilde. In unzähligen Sorten begegnet man ihnen fast überall auf der Welt. Frühkartoffeln gelten als Langtagspflanzen, sie beginnen schon im Frühling kurz nach dem Legen mit der Entwicklung von Blütenknospen und Knollen. Spätkartoffeln warten damit bis zum Herbst, sie haben ihre Kurztagseigenschaften erhalten. Gesteuert wird das über Botenstoffe, insbesondere über das Hormon Florigen. Über die Blätter können Kartoffeln (wie andere Pflanzen auch) die tageslängen messen, über Hormone dann die Signale an andere Organe weiterleiten. Florigen etwa wird von den Blättern zu den Triebspitzen transportiert, um die Blütenbildung zu starten. Andere Signalproteine werden zu den unterirdischen Sprossausläufern geleitet und regen dort die Knollenbildung an.

Goethe rühmte die Kartoffel: „Morgens rund, mittags gestampft, abends in Scheiben, dabei soll’s bleiben, es ist gesund.“ Genau, denn Kartoffeln sind echtes „Wellfood“, sie enthalten neben hochwertigem Eiweiß u.a. auch viele B-Vitamine und Kalium. Aber derzeit dürfen sie ganz einfach noch in Schönheit wachsen…

Schreiben Sie einen Kommentar

Item added to cart.
0 items - 0,00