Waldvöglein

Hört Ihr es nicht? Das Waldvöglein? Nein, Ihr habt keine Bohnen in den Ohren, das Waldvöglein, von dem ich spreche, bleibt stumm. Es piept nicht, es flattert nicht, es pickt nicht – ist aber heuer in erstaunlicher Zahl in den Wäldern zu entdecken. Als wären ganze Schwärme unter die Baumkronen gekommen. Überall stechen sie aus dem Grün heraus – mit weißen Blüten. Waldvöglein sind Orchideen, sie heißen botanisch Cephalanthera.

Besonders das Weiße oder Bleiche Waldvöglein oder Waldvögelein (Cephalanthera damasonium) ist eine sehr häufige Orchidee (damit wie alle Orchideen geschützt!) in schattigen Buchenwäldern und zeitweilig sogar in Fichtenforsten auf kalkhaltigem Untergrund, doch dieses Jahr – so scheint es mir – noch öfter anzutreffen. Das Rote oder Purpur-Waldvöglein (Cephalanthera rubra) macht sich dagegen sehr rar, nur ein einziges habe bisher gesehen.

Waldvöglein, der Name leitet sich von der Form der Blüten ab, die an einen zierlichen Vogel erinnern. Das erscheint beim Roten Waldvöglein stimmiger, weil sich dessen Perigonblätter wie zwei Flügel seitlich abspreizen.

Die Blüten vom Weißen Waldvöglein bleiben eher zusammengeneigt, die „Flügel“ also dem „Körper“ angelegt. Danach hat das Volk dieser Orchidee Namen wir Rundbeutel oder Hennenkopf gegeben. Auch niedlich: Orant, das heißt „die Betende“.

Ich halte weiter Ausschau und freue mich über jedes Exemplar! Seit ich das erste bemerkt habe, geht mir der Ohrwurm nicht mehr aus dem Kopf: Piep, piep, piep, ich hab dich lieb. Aber mir singt das Waldvöglein etwas vor, nicht Guildo Horn…

Schreiben Sie einen Kommentar

Item added to cart.
0 items - 0,00