Waldrebe: giftig oder nicht?

Gerade sieht man sie teilweise noch im Fruchtschmuck:

Es treiben aber schon die Blätter:

Und bald zeigen sich Blüten zuhauf:

Die Wilde, Echte oder Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba), auch schlicht Klematis, Liene oder Niele genannt, kommt vor allem in Auen, lichten Wäldern, an Waldrändern, Gebüschen, Parks und manchmal in Gärten vor. Sie ist eine Liane, sie hält sich mit Hilfe von rankenden Blattstielen an anderen Gewächsen fest, ihre verholzenden Sprossachsen winden sich linksherum um Stützen und erobern so die Höhe.

Das Volk belegte die Waldrebe mit Bezeichnungen wie Wald-Brennkraut oder Bettlerkraut, Teufelsstrick oder Hexenstrang. Diese beziehen sich auf den Gehalt an Protoanemonin (auch Anemonenkampfer, Anemonol, Ranunculol), das typisch für Vertreter aus der Familie der Hahnenfußgewächse ist. Dieser Giftstoff steckt im Pflanzensaft aller Teile und wirkt reizend auf Haut und Schleimhäute. Es kommt zu Rötungen, Juckreiz, Brennen und Blasenbildung, teils können sich Geschwüre entwickeln. Diesen Effekt machten sich früher Bettler zunutze, indem sie mit dem scharfen Waldrebensaft Entzündungen auf ihrem Körper verursachten, um Siechtum und Krankheit vorzutäuschen. So erregten sie mehr Mitleid und bekamen mehr Almosen.

Junge Hopfentriebe

Werden Waldrebenteile verzehrt, kommt es zu Übelkeit und Erbrechen. Bei größeren Mengen können Durchfall, Bauchschmerzen, Nierenentzündungen, Erregungszustände und selbst Lähmungen auftreten. Kaum jemand wird absichtlich Waldreben essen, aber gerade im Frühjahr besteht die Gefahr von Verwechslungen. Die jungen Triebe werden mit Hopfen (Humulus lupulus) verwechselt, dessen frische Sprossen als feines Gemüse begehrt sind. Klettertriebe mit gegenständigen Blattansätzen – wer genau hinschaut und vor allem fühlt, ist gut beraten. Waldreben sind Linkswinder (von oben auf die Sprossachsen gesehen, drehen sie sich gegen den Uhrzeigersinn, die Triebe sind glatt, die Blätter gefiedert oder tief fiederschnittig. Hopfen dagegen ist ein Rechtswinder (windet sich im Uhrzeigersinn), hat durch Klimmhaare raue Triebe, die Blätter zeigen sich herzförmig und gelappt.

Oben: Berg-Waldrebe. Links unten: Italienische Waldrebe. Rechts unten: Mongolei-Waldrebe.

Wie die heimische Waldrebe sind auch alle anderen Waldreben giftig, von der in den Alpen vorkommenden Alpen-Waldrebe (Clematis alpina) über Wildarten wie Berg-Waldrebe (Clematis montana), Italienische Waldrebe (Clematis viticella) oder Mongolei-Waldrebe (Clematis tangutica) bis zu den vielen Garten formen mit mehr oder weniger großen, spektakulären Blüten.

Clematis-Hybriden für den Garten

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