Vom Glück, Klee zu haben

Neben Schlotfegern und Marienkäfern gelten Kleeblätter als besondere Glücksbringer. Dafür müssen sie allerdings vierblättrig sein. Nur rund eines unter 10.000 dreifiedrigen Blättchen vom Klee ist tatsächlich vierteilig. Doch das Glück ist einem auch hold, wenn man die schönen Blütenköpfchen findet. Und das ist gar nicht schwer. Schnell gepflückt und auf in die Küche damit.

Eiweißreich gedeckter Tisch

Im Internationalen Jahr der Hülsenfrüchte darf man, muss man daran erinnern, welche bedeutende Rolle Schmetterlingsblütler, Hülsenfrüchtler, Leguminosen seit eh und je für die Ernährung sind. Tofu aus Sojabohnen, Hummus aus Kichererbsen, Falafel aus Favabohnen, Dal Bhat mit Linsen, Chili con Carne mit Kidneybohnen, Cassoulet aus Weißen Bohnen, Pasta e fagioli mit Borlottibohnen, nicht zu vergessen den berühmten Altreier Lupinenkaffee, das Boxelemehl aus Johannisbrot, der Zigeuner- oder Brotklee fürs Brot oder, ultramodern, Lupineneiscreme, Erbsennudeln, Low Carb Brot – in keiner Küche kommt man ohne Hülsenfrüchte aus. Auch nicht in der Wildkräuterküche.

Wilde Köstlichkeiten

Mir fallen spontan Robinien (Robinia pseudoacacia) mit ihren cremefarbenen Blütentrauben ein, die in Teig getaucht und ausgebacken werden wie Holunderküchlein (Robinien gelten insgesamt als giftig, doch ein paar Blüten darf man sich zumuten). Pinkfarbene Blüten und erdnussartige Knollen im Boden sind Markenzeichen der Knollenplatterbse (Lathyrus tuberosus), die bisweilen Erdnuss oder Erdmandel genannt wird. Aus den erbsig schmeckenden Knöllchen macht man Gemüse, Mehl oder Kaffee-Ersatz. Weißer und Gelber Steinklee (Melilotus albus bzw. M. officinalis) begeistern durch ihr waldmeister-vanilleartiges Blütenaroma, das Milchspeisen und Getränke so fein aromatisiert. Farbenfrohe Blütenköpfchen von der Luzerne (Medicago sativa) krönen Salate und Gemüsegerichte. Die süßlich-lakritzartig schmeckenden Blätter der Bärenschote (Astragalus glycyphyllos) geben Tee eine besondere Note.

Von Hornklee (Lotus corniculatus), Wiesenplatterbse (Lathyrus pratensis), Vogelwicke (Vicia cracca) und Zaunwicke (Vicia sepium) lassen sich junge, grüne Hülsen ernten – oder muss ich besser „Hülschen“ sagen? Die noch zarten Früchte können Sie, gedämpft oder blanchiert, in kleinen Mengen als witzige Garnierung verwenden.

Rote Glücksköpfchen

Bevor ich’s vergesse: Der wohl am häufigsten verwendete Schmetterlingsblütler aus freier Natur ist zweifellos der Rotklee (Trifolium pratense). Rotklee kam im 18. Jahrhundert als Futterpflanze hoch, dank der Bemühungen von Johann Christian Schubert (1734–1787). Er wurde von Kaiser Josef II. (1741–1790) als „Edler von Kleefeld“ geadelt. Was für ein Glück, denn dadurch hat nicht nur das Vieh, sondern haben auch wir heute überall Rotklee zur Verfügung. In den Kleeköpfchen steckt reichlich Nektar, die Kohlenhydrate liefern schnell Energie. Zusätzlich gibt es viele Proteine, die machen satt. Für ermattende Wanderer ist Rotklee die kleine Mahlzeit am Wegesrand.

Zum Powerriegel werden Rotkleeblüten, wenn man sie nach dem Vorbild des in Irland und Schottland verbreiteten Chambrock zu einer Art Knäckebrot verarbeitet. Die gezupften Blüten eignen sich aber ebenso als dekorative Streublüten zur Krönung von Salaten oder Süßspeisen. In Eiswürfel eingefroren machen Rotkleeköpfchen jeden Drink zur Schau. In Reis, Graupen oder Polenta, in Knödeln oder im Smoothie, zu Sirup oder Sorbet verarbeitet, schlicht in Schokolade getaucht kommen die hübschen rosaroten Blüten immer bestens zur Geltung. Klee und andere wilde Schmetterlingsblütler muss man haben. Schon kommt das Glück in die Küche und auf den Tisch.

Ungetrübtes Glück

Noch ein Wort zum Schluss: So groß und bunt die Familie der Schmetterlingsblütler ist, so vielfältig erweist sich auch das, was in ihnen steckt – hauptsächlich nahrhaft und schmackhaft, bisweilen aber auch nicht unbedenklich. Wie man weiß, sollten Bohnen nicht roh verzehrt werden, das gilt ebenso für Hülsen von wilden Arten. Vor allem Samen können giftige Stoffe enthalten, weshalb Goldregen, Wilde Lupinen und Ginster besser fürs Auge bleiben und nicht in Kochtöpfe wandern. Sicher erkennen und Maß halten, ist die Devise. Greifen Sie beherzt zum Rotklee, der ist schier unverwechselbar und gut zum Essen geeignet. Aber weil allein das Pflücken sehr zeitaufwändig ist, gebraucht man ihn dennoch eher als kostspielige, kostbare Zutat.

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