Ja, er ist schon da! Erste Bärlauchblättchen spitzen aus der Erde, und gleich daneben drängelt sich der Giersch ans Licht. Es heißt zwar: „Ramsen im Mai, das ganze Jahr keine Arznei!“ – aber jetzt im März ist der Bärlauch bestimmt gut gegen Herzschmerz.

Nach meiner Beobachtung kommt der Bärlauch aber dieses Frühjahr nicht so richtig in Schwung. Irgendwie wirkt es sehr zaghaft, was sich da aus der Erde emporschiebt – im Vergleich zu anderen Jahren. Das liegt sicher an der Trockenheit, denn diesen Winter hat es viel zu geringe Niederschläge gegeben. Gut also, wenn es mal regnet – das lässt den Bärlauch sicher sprießen.
Forschungen befassen sich damit, wie der Bärlauch auf den Klimawandel reagiert. Man beobachtet, dass der Frühlingsgeophyt immer früher austreibt und blüht, dass er immer mehr in höhere und kühlere Lagen ausweicht, dass ihm andere rasch wachsende Pflanzenarten zunehmend Konkurrenz machen.
Aber es wurde auch festgestellt, dass Bärlauch lernt, sich mit Hilfe von speziellen Proteinen besser gegen Hitze zu schützen. Er richtet seine Blätter steiler auf, um Sonneneinstrahlung zu minimieren und Überhitzung zu verhindern. Er schließt seine Spaltöffnungen früher, um Wasserverluste einzuschränken. Er verbessert seine Symbiose mit Bodenpilzen, um mehr Wasser und Nährsalze zu bekommen. Er macht seine Blüten in Form und Nektarzusammensetzung attraktiver für alternative Bestäuber wie Fliegen.
Gleichzeitig profitiert der Bärlauch von erhöhten Stickstoffeinträgen aus der Luft (und aus anderen Quellen). Wenn er dann noch lernt, auch höhere Kohlendioxid-Gehalte der Luft effektiver umzusetzen…

Schlaue Pflanze! Doch damit der Bärlauch dem Klimawandel mit seinen vielfältigen Strategien trotzen kann und erfolgreich in die Zukunft kommt, braucht es große Populationen. Wir sollten den Bärlauch deshalb respektieren und schützen. Achtsam und bescheiden ernten! Dabei keine Bestände zertrampeln. Damit es auch in den kommenden Jahren noch Bärlauch gibt!