Mit aller gebotenen political correctness bitte, der Begriff NEO steht hier nur im eigentlichen Sinn nach dem altgriechischen neos für neu. Angesprochen werden Neo-Phyten, wörtlich Neu-Pflanzen, die keineswegs neu sind, sondern nur neu in Gebieten sind, in denen sie ursprünglich nicht vorkamen – also gebietsfremde Pflanzen, die nach 1492 in eine Region kamen.
Der Blutweiderich (Lythrum salicaria), oben im Bild, ist bei uns in Mitteleuropa KEIN Neophyt, sondern eine ur-heimische, indigene Pflanzenart. Im Spätsommer sieht man die rosaroten bis violetten Blütenkerzen entlang von Gräben, Ufern, auf feuchten Äckern sowie in Sumpfwiesen und Röhrichtzonen blühen. Durch ihre intensive Färbung fällt der Blutweiderich besonders ins Auge, ist immer gern gesehen, wird sogar als Zierde in Gärten und Parks gepflanzt. Als essbare Wildpflanze wie als Heilkraut vor allem gegen Durchfall und zum Blutstillen hat das Weiderichgewächs lange Tradition. Oft wird er heute noch zu Maria Himmelfahrt in den Kräuterbuschen gebunden, als blitzabwehrendes Kraut.
Ganz anders wird der Blutweiderich in Nordamerika angesehen. Dort gilt er als aggressiver Einwanderer, als invasiver Neophyt. Mit europäischen Auswanderern wanderte der Blutweiderich im 19. Jahrhundert in die Neue Welt ein – als Heilpflanze, als Zierde, als Bienenfutterpflanze. An feuchten Standorten breitete sich die Pflanze zu Massenbeständen aus – ähnlich wie die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) bei uns auf Brachland oder in Waldschlägen. Der Blutweiderich ist die häufigste nicht-heimische Pflanzenart in den Feuchtgebieten entlang des Sankt-Lorenz-Stroms. An manchen Stellen kommt er in höherer Anzahl vor als jede andere heimische Art. Purple plague, lila Pest, nennt man den Blutweiderich deshalb in Kanada und den USA. Er wurde auf die Liste „America’s Least Wanted – The Dirty Dozen“ gesetzt. Mehrere Bundesstaaten haben Gesetze zu Einfuhr und Verbreitung erlassen. Ausrupfen, noch besser ausrotten, so wird allenthalben verlangt.
Damit ergeht es dem Blutweiderich – übrigens gemeinsam mit der Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) und dem Echten Johanniskraut (Hypericum perforatum) – in Nordamerika ganz ähnlich wie den Goldruten, dem Indischen Springkraut (Impatiens glandulifera) und vielen anderen Neophyten bei uns. Verachtet, verfemt, verfolgt, und am liebsten vernichtet. Aber Letzteres klappt nicht…
Neophyten, was sind das nur für Pflanzen? Zugroaste, Neigschmeckte, Hundsbruat? Pflanzen mit Migrationshintergrund – Neulinge, Eindringlinge, Feinde? Wo kommen sie her, wie fassen sie Fuß und wie entwickeln sie sich? Sind alle Neophyten gefährlich oder haben sie auch gute Seiten? Ausrotten mit Stumpf und Stiel, funktioniert das? Und wenn, wie?
Dazu gibt es ein Tagesseminar am Samstag, 23. September 2023 von 9:00 bis 17:00 Uhr.
Seminarort: TEH naturwerke, Niederland 112, 5091 Unken – altes Zollgebäude (Österreich)
Infos: https://www.teh.at/teh-akademie/seminare-workshops/
Anmeldung: | 0664/88678005
Teilnahmegebühr: € 139,– bzw. € 125,– für TEH-Mitglieder