Märzenbecher: giftig oder nicht?

Meist heiß ersehnt, dann viel bewundert: der Märzenbecher (Leucojum vernum), auch als Frühlings-Knotenblume bekannt. Manche sagen auch Großes Schneeglöckchen zu diesem Amaryllis- oder Narzissengewächs, was durchaus passt, denn auch das eigentliche Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) ist ein Mitglied dieser Pflanzenfamilie und daher mit dem Märzenbecher verwandt.

Und wie für Amaryllisgewächse – mit Ausnahme der Arten aus der Unterfamilie Lauchgewächse – üblich, enthält der Märzenbecher Giftstoffe – so auch Schneeglöckchen und Narzissen (Narcissus) sowie viele nicht heimische, aber gern kultivierte Arten, etwa Ritterstern (Hippeastrum), Klivie (Clivia) oder Hakenlilie (Crinum). Alle bilden Alkaloide wie Galanthamin, Lycorin, Narwedin, Nivalin, Hippeastrin, Narcissidin oder Nartazin, die als Nervengifte wirken. Die Hauptmenge davon ist gewöhnlich in den unterirdischen Organen, in den Zwiebeln zu finden, denn damit sollen Fraßfeinde wie Mäuse abgehalten werden. Doch auch alle anderen Pflanzenteile gelten als mehr oder minder giftig.

So niedlich und hat es doch in sich: Schneeglöckchen

Wer aber kommt auf die Idee, Zwiebeln von Märzenbecher und Co. zu verspeisen? Höchstens Kleinkinder, die unbeaufsichtigt bleiben und alles in den Mund stecken – doch höchstwahrscheinlich spucken sie die scharfen Zwiebelchen schnell wieder aus. Und doch kommt es vor, dass die Zwiebeln schon einmal mit Steckzwiebeln verwechselt werden. Oder die riemenförmigen Blätter von Märzenbecher oder Narzissen mit denen vom Bärlauch (Allium ursinum). Der Körper reagiert auf die Giftstoffe mit Erbrechen, Durchfall und weiteren heftigen Magen-Darm-Beschwerden. Erst bei sehr hoher Dosierung können vermehrter Speichelfluss, Kreislauf- und Bewusstseinsstörungen, Schweißausbrüchen und Lähmungen auftreten. Manche Menschen reagieren auch äußerlich auf die Stoffe, der schleimige Saft der Märzenbecher wie auch von Narzissen usw. kann die Haut reizen.

Narzissen sind bekannt dafür, dass ihr schleimiger Pflanzensaft hautreizend wirkt.

Jedoch sind dies alles keine Gründe, den Märzenbecher und seine Verwandten zu ächten, bloß weil sie giftig sind. Sie wehren sich doch damit nur ihrer Haut. Und was wäre der Frühling ohne die liebenswerten Frühblüher?

Der Frühling

Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde,
Die Tage kommen blütenreich und milde,
Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen
Vom Himmel abwärts, wo die Tag‘ entstehen.

Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten
Wie eine Pracht, wo Feste sich verbreiten,
Der Menschen Tätigkeit beginnt mit neuem Ziele,
So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.

Friedrich Hölderlin

Pilgerstätten für Blumenliebhaber: Waldstücke mit dichten Teppichen aus Märzenbechern

Wert zu wissen:

  • Märzenbecher sind wie ihre Verwandten Schneeglöckchen und Narzissen wenig bis mäßig giftig, ihre Zwiebeln schon stärker giftstoffhaltig.
  • Der Pflanzensaft kann Hautreizungen verursachen.
  • Bei Zwiebeln besteht eine gewisse Verwechslungsgefahr mit Steckzwiebeln, bei den Blättern mit Bärlauch. Wer Bärlauch sammelt, sollte sehr genau wissen, woran man ihn sicher identifiziert.
  • Die Zwiebelblüher sind zu frühen Jahreszeit eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten.
  • Märzenbecher stehen wie heimische Narzissen unter Naturschutz.

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