Kriminal-Flora, Teil 1

Von wegen, Pflanzen sind immer ganz brav und tugendsam. Einige haben es faustdick hinter den Blättern. Strotzen vor krimineller Energie… So etwa die Würger.

Würger, Teufel oder Sommerwurzen nennen sich die merkwürdigen Gewächs, botanisch Orobanche. Ihre Samen sind winzig, messen nur 0,3 mm im Durchmesser. Sie werden in kleinste Erdspalten in den Boden gespült und können dort viele Jahre verharren. Empfangen sie allerdings chemische Signale von Wirtspflanzen wie Klee oder Luzerne, keimen sie. Und „überfallen“ den Wirt, setzen sich mit feinen Wurzelfäden an der Wirtswurzel fest, dringen dann in die Wirtswurzel ein und bohren sich in die Gefäße hinein. Um Wasser und Nahrung zu bekommen.

Bald bilden sich am Wirt unter der Erde kleine Knollen voller Pflanzensaft. Daraus sprießen innerhalb kurzer Zeit Stängel empor, die nichts weiter außer vielen Blüten tragen. Nichts wird, wie es bei Pflanzen sonst üblich ist, grün. Die Blüten locken mit verführerischem Duft Insekten an, lassen sich bestäuben und bilden schnell wieder unzählige Samen.

Ganz schön einnehmende Wesen, die Sommerwurzen, oder? Leben auf Kosten von Wirtspflanzen, saugen sie aus. Schmarotzer!

Bei uns gehören Sommerwurzen zu den seltenen Gewächsen. In Afrika dagegen werden sie als Schädlinge gefürchtet, weil sie die Ernte von Nutzpflanzen wie Sonnenblumen, Raps, Tomaten, Möhren, Ackerbohnen, Linsen, Kichererbsen oder Tabak erheblich schmälern, ja gar zu Totalausfällen führen können.

Schleichen sich Sommerwurzen wieder ein bei uns? In Baden-Württemberg machen sie sich wieder bemerkbar, beim Linsen- und Tabakanbau.

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