Wer mit wachen Augen im Wald unterwegs ist, der entdeckt eine Pflanze, die sich in mancher Hinsicht so ganz anders verhält als „normale“ Pflanzen.
Sie richtet ihre Blätter nur auf, wenn Schatten herrscht – statt sie der Sonne, dem Licht entgegen zu strecken. Bei sonnigen Verhältnissen macht sie eher schlapp.
Sie wird oft als heimisch angesehen, ist aber doch ein Neophyt (in der ersten Hälfte des 19. Jh. aus Botanischen Gärten ausgerissen und verwildert), der bloß nicht unangenehm auffällt. Obwohl oft massenhafte Bestände bildend und von manchen als eine der häufigsten Arten unserer Lande eingeschätzt, siedelt sie nur an Stellen, wo sonst keiner mag und verdrängt damit keine heimischen Arten – anders als ein großwüchsiger Verwandter aus dem Himalaya.
Sie nährt mehr Insekten (vor allem Schwebfliegen) mit ihrem Nektar und dient mehr Tieren (insbesondere Läusen) als Nahrung denn die heimische Verwandtschaft.
Sie ballert ihre Samen (immerhin 1000-2000 pro Individuum) nicht nur mit viel Nachdruck von sich weg (Ballochorie, Saftdruckstreuer), diese sind auch noch klebrig und heften sich an Pfoten, Schuhsohlen, Reifen fest, um noch weitere Ausbreitung zu erlangen.
Sie blüht gerne bis tief in den Herbst, erst der Frost gebietet Einhalt. Nur bleiben die Blüten so klein und auch eher farblos, dass man sie leicht übersieht – anders als berühmte Verwandte, die wegen ihrer stolzen, bunten Blüten in Gärten für Aufsehen sorgen und deshalb Spazierfräulein, Schöne Wienerinnen, Fleißige Annerl, Lustige Lieserl genannt werden.
Und wer ist’s? Das Kleine Springkraut (Impatiens parviflora). Springt ruhig mal über euren Schatten und wendet euch sonnigen Gedanken zu, ändert die Meinung gemäß der Natur. Auch Sibirisches Springkraut oder – völlig zu Unrecht – „Mongolische Pest“ genannt. Die „gelbe Gefahr“ aus dem Fernen Osten hat sich als anpassungsfähiger Einwanderer entpuppt, dem man heute viele positive Eigenschaften zurechnet.
Die große Verwandte: Drüsiges, Indisches, Himalaya-Springkraut (Impatens glandulifera).
Die blütenschönen Gartenschwestern: Balsamine (Impatiens balsamina) und Fleißiges Lieschen (Impatiens walleriana).
