Was uns heute so selbstverständlich erscheint, was für unsere Vorfahren etwas ganz Besonderes: Gewürze aus fernen Ländern. Die exotischen Pflanzenteile wurden mit Gold aufgewogen, teils waren sie sogar wertvoller als das edle Metall. Und was wie etwa Gewürznelken möglichst ausgefallen, kaum zu haben bzw. nicht zu bezahlen war, galt nicht nur damals als höchst begehrenswert – auch wundertätig, lebensverlängernd, aphrodisisch, heilend für alle Krankheiten. Kurzum, ein Must-have. Für eine Handvoll Gewürznelken hätte man einst ein Vermögen gegeben. Ähnlich wie heute etwa für Fiebersaft oder Abnehmspritzen, wenn nirgends aufzutreiben…
Die Heilkräfte der Gewürznelken
In der chinesischen Volksmedizin wie im Ayurveda werden Gewürznelken seit Jahrtausenden eingesetzt, zur Stärkung von Kopf, Magen und Herz. Man wusste um die desinfizierende Wirkung der Blütenknospen vom Gewürznelkenbaum (Syzygium aromaticum) aus der Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae), die auf den Gewürzinseln (Molukken, eine Inselgruppe von Indonesien). Die Araber brachten Gewürznelken nach Europa, wo sie bald zu den kostbaren Schätzen unter den Heilmitteln aufstiegen. Hildegard von Bingen mischt Nelken mit Muskat und Zimt für ihre berühmte Medizin in Gebäckform („Nervenkekse“), um die Sinnesorgane zu stärken und Alterung zu verhindern. Während Pestzeiten trug man Ketten aus den stark duftenden Nelken um den Hals, um die grausame Krankheit fernzuhalten. Kretek, das sind Zigaretten mit einem Gemisch aus Tabak und Nelken, gelten in Indonesien als heilsam bei Asthma – was in westlichen Ländern allerdings mehr als umstritten ist (Nelkenzigaretten sind weithin verboten).
Modernes Heilwissen um Nelken
Die entscheidende Wirkstoffgruppe der Gewürznelke umfasst die ätherischen Öle, allen voran das Eugenol. In Gewürznelken bester Qualität findet man 15-22 % ätherische Öle, das Eugenol macht davon 70-95 % aus. Das ist verantwortlich für die antibiotische, krampflösende, schmerzstillende und lokal leicht betäubende Wirkung. Gewürznelken werden insbesondere bei Entzündungen im Mund-Rachen-Raum verwendet – weithin bekannt ist, dass man sich bei Zahnschmerzen gut helfen kann, indem man auf eine Nelke beißt. Damit lässt sich auch Mundgeruch vertreiben.
Nelken, insbesondere das ätherische Nelkenöl, kommen bei Muskelschmerzen, rheumatischen Beschwerden, Kopfschmerzen und Migräne, Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen oder Durchfall, Brechreiz und auch gegen Erkältungskrankheiten zur Anwendung. Nelkenöl hält Mücken und andere Lästlinge ab. Wird ein Mückenstich mit Nelkenöl behandelt, verhindert das Entzündungen.
Glühwein, Apfelmus und gespickte Orangen
Nelken finden sich in der Küche zum Würzen pur, aber auch als Zutat in fertigen Gewürzmischungen wie etwa Five Spices, Worcester Sauce oder Curry. Warum wohl kommen Nelken in Sauerkraut, zum Schweinsbraten oder ins Ragout? Lebkuchen oder Spekulatius, Glühwein oder Punsch ohne Gewürznelken? Geht ja gar nicht – zusammen mit anderen Gewürzen wirken die Nelken nicht nur wohlschmeckend, sondern auch vorbeugend, für eine gute Verdauung, für verminderte Ansteckungsgefahr mit Erkältungsviren und mehr.
Altes Hausmittel gegen Durchfall: der geriebene Apfel – noch viel hilfreicher mit einer guten Prise frisch geriebener Nelken.
Hausmittel bei Halsweh, Husten und Erkältung: Warmes Apfelmus mit Nelken.
Hausmittel gegen Kopfschmerzen und zur Migräne-Prophylaxe: Tee mit Nelken (5 Gewürznelken im Mörser anstoßen, mit 250 ml heißem Wasser überbrühen, zugedeckt 5-10 Minuten ziehen lassen), Grüner Tee mit Nelken, Chai mit Nelken.
Mit Nelken gespickte Orangen (oder Mandarinen) sehen hübsch aus und verbreiten eine angenehme Atmosphäre. Fast schon Aromatherapie…