Goldener Sonntag

Der Sonntag nach Pfingsten, im Kirchenjahr als Trinitatis, Hochfest der Dreifaltigkeit gefeiert, wird je nach Region auch als König der Sonntage oder Frommtag angesprochen. Nach alter Sage erblüht ausschließlich an diesem Sonntag die goldene Wunderblume, mit deren Hilfe sich geheimnisvolle Tore zu verborgenen Schätzen öffnen oder auch verwunschene Jungfrauen erlösen lassen.

Vielleicht ist damit das Dreifaltigkeitsblümchen (Wildes Stiefmütterchen, Viola tricolor) gemeint, das nicht immer dreifarbig weiß, gelb und violett gefärbte Blüten hat, sondern selten auch einmal ganz in Gelb blüht. Einer Legende zufolge soll das Blümchen einst so lieblich wie keine andere Pflanze geduftet haben. Weil die Menschen beim Sammeln der wundersamen Duftpflanze viel Schaden auf den Feldern anrichteten, bat es die Heilige Dreifaltigkeit, ihm den Duft zu nehmen und so unscheinbar zu machen, damit man es kaum noch bemerke.

Wahrscheinlich muss man ein Goldsonntagskind sein, also an einem Goldsonntag – neben Trinitatis zählt auch der erste Adventssonntag dazu – geboren sein, um die Zauberblume zu entdecken. Als Entschädigung für alle, die keine solche Glückskinder sind: Wer am Dreifaltigkeitssonntag durch das Fensterchen zwischen den drei Fiederblättern eines Klees (Trifolium), kann nicht nur den Himmel sehen, sondern sogar in den Himmel schauen.

Ähnlich wie Maria Himmelfahrt am 15. August wird der Sonntag nach Pfingsten in manchen Gegenden auch als Kräutersonntag bezeichnet. Traditionsgemäß besucht man Gärten voller Kräuter, geht auf Kräuterwanderungen mit, hält einen Kräutermarkt ab. An diesem Tag gepflückte Heilkräuter gelten als besonders heilkräftig. Das sagt man übrigens auch dem Gundermann (Glechoma hederacea) nach, der während der Pfingstmesse geerntet wurde. Er gilt dann als „Allheil“ und hilft angeblich gegen jegliche Beschwerden.

Häufig lässt man die Kräuter in der Kirche weihen und bereitet dann damit das Dreifaltigkeitssalz zu. Es wird insbesondere den Tieren verabreicht, die man um diese Zeit auf die Almen treibt und so vor Krankheiten und Unglück bewahren möchte.

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