Vor langer, langer Zeit, so lautet es in einem Märchen von Michael Waldegg, wollte der Schneekönig den Winter unendlich verlängern, weil die Menschen doch anscheinend solche Freude an Schnee, Kälte und Eis hätten. Er wollte nicht wahrhaben, dass trotz allem Vergnügen beim Schifahren, Rodeln und Schlittschuhlaufen sich eigentlich jeder nach dem Frühling sehnte. So befahl er dem Nordwind frostig zu blasen und wies den Frühling, als der zaghaft anklopfte, eisig lächelnd ab. Doch der Frühling blieb hartnäckig, er kam immer und immer wieder. Er versuchte den Schneekönig zu überzeugen, dass er weichen müsse, damit die Natur sich wieder entfalten könne.
Doch der eigensinnige Schneekönig ließ sich von seinem Entschluss, dass es das ganze Jahr hindurch Winter bleiben solle, nicht abbringen. Höhnisch meinte er, erst wenn es dem Frühling gelänge, eine seiner getreuen Pflänzchen zum Blühen zu bringen, würde er weichen. Der Frühling gab sich geschlagen, denn bei Eiseskälte und dicker Schneedecke würde es keiner Pflanze gelingen, Blüten zu treiben. Doch eines Tages geschah das Wunder: Der Haselnussstrauch öffnete seine Blüten, wenn sie auch überaus winzig waren. Da fingen die Vögel an zu singen, bis es auch im Eispalast des Schneekönigs zu hören war. Als er bemerkte, dass er verloren hatte, zog er sich ans Polarmeer zurück.
Der Frühling kam ins Land und mit ihm erwachte die Natur. Den tapferen Haselnussstrauch belohnte er reich, indem er ihm goldene Orden verlieh. Diese Quasten hängen bis heute an den Haselzweigen, auch wenn rundum noch alles kahl ist und Schnee liegt.