Früher war mehr Löwenzahn

Die Frühlingsmonate verändern sich zunehmend. Nicht nur, dass der Frühling gefühlt immer früher nach kaum noch vorhandenem Winter einsetzt. Nein, Jahr für Jahr fehlt mehr und mehr. Vogelzwitschern? Wird immer monotoner, weil weniger Vogelarten da sind. Hummelbrummen? Wird immer weniger, weil kaum noch Hummeln fliegen, insgesamt die Insekten fühlbar geschwunden sind. Falterflattern? Höchst seltener Anblick, dass mal ein Zitronenfalter oder ein Kleiner Fuchs umhergaukelt. Löwenzahn in Hülle und Fülle? Wo?

Noch vor wenigen Jahren waren im Frühling die Wiesen draußen wie in Gärten gelb vor Löwenzahn. Heute sind viele „Wiesen“ (die den Namen nicht verdienen, Industriegrünland trifft es besser) monoton grün, von monotonen Zierrasen und sterilen Rollrasen in den Gärten ganz zu schweigen. Wo ist er hin, der Löwenzahn-Frühling?

Es gibt ihn zwar noch, den Löwenzahn (Taraxacum officinale). Aber mehr und mehr muss er ausweichen, an Mittelstreifen von Ausfallstraßen, in Rinnsteine, an Bahndämme, auf Parkplatzgrünstreifen, auf Schuttflächen.

An Nährstoffmangel kann es nicht liegen, denn seine angestammten Flächen werden gut, wahrscheinlich sogar zu gut gedüngt. Dort hat er sich in den vergangenen Jahrzehnten ja auch erst richtig breit gemacht, weil er Nährstoffe, vor allem Stickstoff, optimal nutzt, sehr üppig wächst und seine Nachbarpflanzen damit beiseite drängt.

Nicht selten gab es auf Wiesen fast nichts anderes mehr als Löwenzahn. Auch nicht gut, denn der Aufwuchs soll hochwertiges Futter liefern, am besten breite Vielfalt an Gräsern, Kräutern und Blumen bieten. Also abmähen, bevor Millionen seiner Fallschirmfrüchte für Nachwuchs sorgen. Okay.

Aber Löwenzahn wird oft mit anderen Waffen bekämpft, etwa mit ätzendem Kalkstickstoff oder Herbiziden. Selbst in Gärten kommt nicht nur der Unkrautstecher, sondern leider auch Unkrautvernichter wie Glyphosat zum Einsatz, damit nichts, aber auch gar nichts die grüne Grasmatte stört. Hat er das verdient, der Löwenzahn? Müssen wir befürchten, dass unsere Kinder bald keine Pusteblumen mehr zum Spielen haben?

Dabei ist er doch so vielseitig, so geschmackvoll, so heilsam, so nützlich. Helfen wir dem Löwenzahn! Warum nicht Pusteblumen ernten und die Löwenzahn-Saat zufällig in der Nähe von solchen Stellen fliegen lassen, die mehr Bewuchs brauchen. Unsäglich langweilige Schottergärten, unerträglich eintönige Parkanlagen, unglaublich abgeräumte Pflanzflächen… Der Löwenzahn wird sicher aufgehen und mit goldenem Kopf und fedriger Mähne für Zukunft sorgen.

Schon gewusst, dass Löwenzahnwurzeln locker einen Meter in die Tiefe vorstoßen? Damit lockert und belüftet er den Boden, schafft wichtige Abflusskanäle für Regenwasser! Löwenzahn ist ein wahrer Öko-Held!

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