Dieses Jahr scheint der Winter bald vorbei, fast gar nicht gewesen – der Frühling klopft überall schon an, zeigt sich mit aufbrechenden Knospen und in ersten Blüten. Auch erste Keimlinge und Sprösslinge signalisieren die jugendliche Frische des Lenzes. Überall beginnt es zu sprießen, zu grünen und zu wachsen. Umso merkwürdiger kommt es uns da vor, wenn wir Zeichen des Herbstes bemerken, sozusagen zur Unzeit: Früchte!
Wie immer hält sich die Natur nicht an von uns Menschen vorgegebene Regeln, passt nicht immer in die starren Schubladen, hat ihre eigene (Un-)Ordnung. So wie es Blüten im Herbst (z.B. Herbstzeitlosen) oder im Winter (z.B. Christrosen) gibt, reifen eben auch manche Früchte erst im Frühjahr.
Filigrane Federkugeln
An Hecken, Feldgehölzen und am Waldrand blitzen sie im Licht der Frühlingssonne auf, vor allem wenn sie noch mit nächtlichem Reif überzogen oder von morgendlichem Tau benetzt sind – die plustrigen Fruchtstände der Waldrebe (Clematis vitalba). An den kleinen braunen Balgfrüchten hängen lange haarige Gebilde, die ehemaligen, während der Reife stark verlängerten Griffel. Das dient der Verbreitung durch den Wind. Für uns ist es einfach bezaubernd! Englisch heißt die Waldrebe auch Traveller’s Joy (Wanderers Freude) oder Old Man’s Beard (Des alten Mannes Bart), wie treffend! Auch hübsch: Virgin’s Bower, Marienlaube.
Blauschwarze Beerenbälle
In den ersten Monate des Jares reifen die Früchte vom Efeu (Hedera helix). Ob man sie als Beeren (saftig-fleischige Schließfrüchte, aus einem Fruchtknoten hervorgegangen) oder als Steinfrüchte (Schließfrucht mit ledriger Haut und fleischig-fasrigem Fruchtfleisch, das einen Samen in holziger Hülle umgibt) bezeichnet, erscheint den meisten Betrachtern einerlei. Mit ihrer bläulich bis schwarz schimmernden und UV-Licht reflektierenden Farbe locken sie Vögel an, vor allem Amseln, Drosseln und Stare. Für die Vögel sind die Efeufrüchte mit dem purpurfarbenen Fruchtfleisch willkommenes Futter, für uns dagegen giftig (siehe auch den Beitrag vom 22.2.2023).
Frühlingsfeiner Früchte-Cocktail
Noch immer hängen an manchen Bäumen und Sträuchern Früchte, die zwar schon früher reif geworden sind, aber für die sich bislang wohl noch keiner richtig interessierte. Da gibt es schwarz glänzende Früchte beim Liguster, rot leuchtende beim Schneeball, weiß schimmernde beim Schneebeerenstrauch. Alle haben noch Saison.
Völlig außerhalb der Saison
Überhaupt nicht zur Jahreszeit passen dagegen Erdbeeren, meistens aus Spanien, oder Heidel-, Him- und Brombeeren, überwiegend aus Südamerika. Schmecken nicht… unnatürlich…