Der Veilchenschwank

Im Mittelalter gab es den Brauch, das allererste Veilchen mit einem rauschenden Fest zu begrüßen. Dem Finder des ersten Veilchens gebührte Lob und Ehre durch die Majestäten, vor allem aber auch Verehrung durch die Damen. Und weil das März- oder Duft-Veilchen (Viola odorata) stets vor den anderen Veilchen-Arten blüht, wird es wohl das sein, was im „Veilchenschwank“ die Hauptrolle spielt.

Veilchen verlieren ihren Duft, wenn ein Gewitter mit Blitz und Donner über sie zieht – so die Meinung des Volkes.

Der Dichter und Minnesänger Neidhart zieht aus, um das erste Veilchen zu finden. Als er es entdeckt, stülpt er ihm seinen Hut über, damit kein anderer es findet oder gar pflückt. Während er zum Hof zurückeilt, um die frohe Botschaft zu verkünden, pflücken einige Bauern, die der Obrigkeit nicht gut gesonnen sind, das Veilchen und „pflanzen“ mit heruntergelassenen Hosen einen ganz anders duftenden Haufen. Als Neidhart mit der höfischen Gesellschaft im Schlepptau dann den Hut aufhebt, erntet er Spott, Hohn und Verachtung statt des erwarteten Ruhmes. Erzürnt und beschämt schwört Neidhart Rache an den Bauern, die hingegen vor lauter Freude über den Streich lustig tanzen und singen. Neidhart lässt jedem Bauern das linke Bein abhacken. Die verfluchen daraufhin nicht nur Neidhart, sondern auch das Veilchen, weil es daran Schuld hatte, dass sie niemals mehr tanzen konnten.

Da sind wir aber heute ganz anderer Ansicht.
„Und mein liebes Veilchen blüht
Wie’s vor lauter Freude weinet!
Freut sich, dass die Sonne scheinet!
Schmetterlinge, fliegt herbei,
Sagt ihm doch, wie schön es sei!“
Johann Wolfgang von Goethe

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