Schon schieben sie sich aus dem Boden, die grazilen Buschwindröschen (Anemone nemorosa). Gleich vorweg, unter Naturschutz stehen sie nicht, wie viele meinen, aber pflücken sollte man sie dennoch nicht. Sie sind Kinder des noch kühlen Frühlingswalds, in der Vase im warmen Zimmer fühlen sie sich gar nicht wohl. Dort halten sie sich nur wenige Stunden.


Zudem sollte man vermeiden, mit dem Pflanzensaft in Berührung zu kommen. Wie alle Hahnenfußgewächse enthält auch das Buschwindröschen Ranunculoside, daraus entsteht vor allem Protoanemonin (Anemonol, Ranunculol). Auf Haut und Schleimhäutern wirkt es reizend, kann Rötungen, Juckreiz bis Bläschenbildung hervorrufen, sog. Hahnenfuß-Dermatitis. Es besteht dann die Gefahr, dass sich solche Hautveränderungen zusätzlich entzünden und Geschwüre entstehen können. Arme Menschen nutzten diese Vergiftungserscheinungen früher, indem sie sich selbst mit dem Saft frischer Hahnenfußgewächse (vor allem Waldrebe, Clematis, und Gift-Hahnenfuß, Ranunculus sceleratus) im Gesicht, an Armen oder Beinen bestrichen, um entstellt mehr Mitleid zu erregen und mehr milde Gaben zu erbetteln.

Innerlich aufgenommen verursacht Protoanemonin Erbrechen, Durchfall und Schwindel, bei höherer Dosierung auch Krämpfe und Lähmungen, innere Blutungen und Nierenschäden. Derartige Vergiftungen mit Hahnenfußgewächsen kommen aber selten vor, gegessen wird in erster Linie das Scharbockskraut (Ficaria verna, Ranunculus ficaria), z.B. als Frühlingssalat oder in Kräuterquark. Den Pflanzen dienen die Stoffe als Schutz vor Bakterien- und Pilzbefall, aber auch vor Fraß. Tiere meiden die Pflanzen, nicht einmal Schnecken mögen sie.

Ebenso giftig wie das Buschwindröschen, bei dem es auch eine gelbblühende Art (Anemone ranunculoides) gibt, ist das Leberblümchen (Hepatica nobilis). Zudem steht es unter Naturschutz. Im Garten blüht sehr früh im Jahr das Balkan-Windröschen (Anemone blanda), auch Strahlen-Anemone genannt, mit zierlichen Blüten in Weiß, Blau bis Violett. Getopft und als Schnittblumen werden die farbintensiven Kronen-Anemonen (Anemone coronaria) und mit Blüten wie Pompons Ranunkeln (Ranunculus-Asiaticus-Hybriden) angeboten – alle werden ebenso giftig eingestuft.

