Ysop

Sieht ein bisserl aus wie ein zu üppig geratener Lavendel, ein zu straffe Katzenminze oder ein zu schmalbrüstiger Natternkopf. Riecht ähnlich wie Bohnenkraut. Lockt unzählige Insekten an. Ein Kraut, das jetzt im Hochsommer zu blühen beginnt und noch lange weiterblüht. Ein Lippenblütler, verwandt mit Salbei, Thymian und Rosmarin. Wie diese ein Halbstrauch. Ysop – botanisch Hyssopus officinalis.

Wieder so ein Name, der sich nur schwierig merken lässt. Was bedeutet er? Ysop leitet sich vermutlich von hebräisch ezob oder arabisch azzaf ab, was als „heilige Pflanze“ übersetzt wird. Heilig? Es wird erzählt, dass der Ysop den Essig würzte, mit die Soldaten einen Schwamm tränkten. Diesen reichten sie Christus am Kreuz, um seinen Durst zu stillen. Nachdem Jesus von dem Ysop-Essig genommen hatte, rief er „Es ist vollbracht!“ und starb. Ysop wird in der Bibel mehrfach als Opfer- und Reinigungspflanze (z.B. Psalm 51,9: Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich weißer werde als Schnee.) erwähnt, gilt nach christlicher Vorstellung als Symbol für Demut.

Ysop stammt zwar aus südlichen Gefilden, war im Heiligen Land zu Zeiten Christi jedoch nicht zu finden. In der Bibel war mit Ysop ein ganz anderes Kraut gemeint, wahrscheinlich der Syrische Ysop (Origanum syriacum). Wie auch immer, legendenumwoben verbreitete sich der Ysop, auch unter dem Namen Essigkraut, schon früh vom Mittelmeerraum aus über die Alpen nach Norden, wo er in Klostergärten gezogen wurde. Als Gewürzpflanze, als Heilkraut, zur Zierde. Bisweilen ist er aus den Gärten verwildert, kommt gelegentlich auf trockenen Hängen, Felsbändern und auch in Mauerspalten vor. Viel häufiger jedoch gedeiht er in Gärten.

Und was macht man damit?
1. Würzen! Mit seinem kräftigen Aroma – ein Mix aus Bohnenkraut, Salbei, Rosmarin und Minze – passt er gut in Eintöpfe und Schmorgerichte, zu Hülsenfrüchten und Kartoffeln, aber auch in einen Kräuterquark oder sogar als Kontrast zu Aprikosen, Pfirsichen, Melonen oder Birnen.
2. Heilen! Nicht von ungefähr trägt der Ysop im botanischen Namen den Artzusatz officinalis. Das weist darauf hin, dass er eine Pflanze war und ist, die in der Offizin der Apotheke zu Heilmitteln verarbeitet wurde. Ysop verfügt über wertvolle ätherische Öle, Gerbstoffe und Bitterstoffe. Das blühende Kraut wird vor allem gegen Erkältungskrankheiten eingesetzt. Zudem fördert er die Verdauung, regt die Leber an, hilft ähnlich wie Salbei gegen starkes Schwitzen und stärkt das Immunsystem.
3. Färben! Ysop verleiht Getränken eine schöne grüne Farbe, z.B. Absinth oder Klosterlikören. Gut ausgekocht kann man damit Ostereier färben. Und Stoff lässt sich ebenfalls damit färben.
4. Duften! Der „Kirchenseppi“ oder „Kircheneisbert“, wie man den Ysop auch nennt, wurde einst in kleine Riechsträußchen gebunden, zusammen mit Lavendel, Thymian oder auch dem Bibelblatt (siehe auch diesen Blogbeitrag). Damit ließ sich bei den schier endlosen Gottesdiensten und Gebetsrunden die Konzentration besser aufrecht erhalten.
5. Insekten! Ysop, völlig zu Recht auch Bienenkraut genannt, ist eine ausgezeichnete Bienenweide, aber auch Schmetterlinge sagen nicht nein zu ihm. Er spendet reichlich Nektar, dank der langen Blütezeit bis in den Herbst hinein.

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