Rauke? Nein, danke, wer weiß, wie’s schmeckt. Doppelsame? Erst recht nicht – kann man sicher gar nicht essen! Rucola? Den kenn‘ ich, sehr gerne!
Ist schon merkwürdig, wie Menschen reagieren, wenn man ihnen Kräuter anbietet. Einen Schmalblättrigen Doppelsamen, eine Rauke oder gar Stink-Rauke kann sich kaum einer als wertvolles und schmackhaftes Würz- oder Salatkraut vorstellen, obwohl es sich um eine weithin bekannte und in der modernen Küche sehr beliebte Pflanze handelt. Diplotaxis tenuifolia, ein Kreuzblütengewächs, verwandt mit Raps, Senf, Meerrettich oder Kohl.
Ruft man dieselbe Pflanze dagegen mit ihrem italienischen Namen Rucola auf, dann werden ihr die meisten Menschen überhaupt nicht mehr ablehnend gegenüberstehen. Rucola kennt man schließlich als Salatzutat oder Pizzabelag, als Pestogrundlage oder Suppentopping, mag ihn wegen seines würzigen Geschmacks nach Kresse und Walnuss. Wird auch schon mal als Italian Cress bezeichnet. Um aber ehrlich zu sein, versteht man unter „Rucola“ mehrere Pflanzenarten, neben dem Schmalblättrigen Doppelsamen auch die Senf-Rauke (Eruca vesicaria), bisweilen noch den Mauer-Doppelsamen (Diplotaxis muralis). In ihrer ursprünglichen Heimat, dem Mittelmeerraum, werden die beiden ersteren auch als Wilde Rauke bzw. Kultur-Rauke unterschieden.
Lange Zeit waren die Gewächse als Nahrungspflanzen nahezu in Vergessenheit geraten. Erst mit den vermehrten Urlaubsreisen in andere Länder, mit dem aufkommenden Interesse an italienischer Küche kamen die Rauken auf deutsche Märkte zurück. Allein der klangvolle Name Rucola überzeugte. Dass Rauken schon viele Jahrhunderte früher in Mitteleuropa wuchsen und auch gesammelt und gegessen wurden, hat kaum noch jemand im Kopf.
Rucola wächst also auch wild – viele haben die Pflanzen schon gesehen. Vorwiegend handelt es sich dann um den Schmalblättrigen Doppelsamen. Dessen Blätter sind schmaler und tiefer eingeschnitten als die der Senf-Rauke. Zudem blüht er gelb, die Senf-Rauke weißlich. Bis zur oder gar nach der Blüte darf man mit der Ernte nicht warten, denn dann werden die Blätter bitter.
Trotzdem bemerkt man häufig einen Unterschied: Rucola vom Markt, aus dem Supermarkt, vom Bauern, selbst aus Samen auf dem Beet angezogener schmeckt viel feiner und milder als wild wachsender. Warum ist das so? Ganz einfach: allein junge Rucolablätter, frisch aus Samenanzucht gewachsen, haben das begehrte Aroma. Doppelsamen sind mehrjährig, die später erscheinenden Blätter werden nie wieder so fein, sondern erweisen sich als recht bitter und herb.