Spinat kennen alle, aber mag man ihn auch? Und wer weiß schon, dass früher eine ganze Menge anderer Pflanzen wie Spinat zubereitet wurde?
„Echter“ Spinat
Spinat stammt aus Zentralasien und kam erst im 16. Jh. in Mitteleuropa als Gemüse auf. Bald verdrängte er viele heimische Wildgemüse und alte Kultursorten. Als man 1913 in ihm den grünen Blattfarbstoff Chlorophyll entdeckte, der wegen seiner Ähnlichkeit zum roten Blutfarbstoff als „Quell der Gesundheit“ gefeiert wurde, verhalf dies dem Spinat zu noch mehr Popularität – gefördert weiter durch die nicht ganz korrekte Meldung, dass Spinat sensationell eisenhaltig ist. 35 mg pro 100 g, das klang nach exorbitanten Werten. Diese Angabe ist nicht einmal falsch, nur bezieht sie sich auf getrockneten Spinat. In frischem Spinat, der immerhin aus über 90 % Wasser besteht, ist höchstens ein Zehntel enthalten, also rund 3 mg/100 g. Nichts Außergewöhnliches, solche Werte findet man in vielen dunkelgrünen Gemüsearten.
Mythos Superkräfte
Popeye, der Spinat vertilgende und dadurch unbezwingbar starke Matrose, trug lange dazu bei, dass Spinat als extrem eisenhaltige Nahrung für unverzichtbar galt, vor allem für Kinder. Doch eigentlich warb man mit der Comicfigur für den hohen Gehalt an Vitamin A, jedoch ging dies schlichtweg unter. Neben vielen Vitaminen und Mineralstoffen enthält Spinat aber auch Oxalsäure. Diese bindet Calcium, kann Nieren und Galle schädigen und behindert die Eisenaufnahme. Zudem reichert Spinat in seinen Blättern bei ungünstigen Bedingungen überdurchschnittlich viel Nitrat an, besonders bei Treibhaus-Kultur und Überdüngung. Nitrat hemmt die Bildung von Vitamin A im Körper und kann in gesundheitsschädliches Nitrit umgewandelt werden, vor allem wenn man Spinat mehrfach wieder erwärmt.
Alternativen zum Spinat
Viel gehaltvoller, frei von den unerwünschten Nebenwirkungen wie beim Spinat und mit oft viel intensiverem Geschmack präsentieren sich andere Kräuter und Gemüse.
Heimische Wildkräuter – vom Spinat verdrängt:
Wachsen sozusagen von alleine, viele siedeln sich sogar von selbst im Garten an.
Guter Heinrich (Chenopodium bonus-henricus) – auch Wilder Spinat, Hirtenspinat, Gänsefuß, Mehlkraut, Heinerle genannt
Weißer Gänsefuß (Chenopodium album) – Kulturbegleiter seit der Steinzeit
Weitere Wildkräuter: Brennnessel, Giersch, Knoblauchsrauke, Wiesenknöterich
Vergessene Nutzpflanzen – vom Spinat verdrängt:
Kinderleicht zu kultivieren, einfach aussäen und mehrfach ernten. Funktioniert auch in Kübeln und Kästen. Zugleich sehr zierend!
Fuchsschwanz (Amaranthus blitum) – auch Meyer, Blitum, Roter Heinrich, Hahnenfuß, genannt, heimisch, bereits in der Römerzeit beschrieben
Gartenmelde (Atriplex hortensis) – auch Spanischer Spinat, Spanischer Salat genannt, Kulturpflanze, von den Römern eingeführt
Erdbeerspinat (Chenopodium capitatum, C. foliosum) – aus Südeuropa und Kleinasien, vor Jahrtausenden erwähnt und bis zum 1. Weltkrieg in Bauerngärten gebräuchlich, erdbeerartige Früchte
Gemüse-Amaranth (Amaranthus tricolor) – auch Rote Melde genannt, aus Amerika, eine der ältesten Nutzpflanzen der Menschheit, vorwiegend Früchte als „Getreide“ genutzt
Portulak (Portulaca oleracea) – auch Burzelkraut, Fette Henne genannt, aus Mittelmeerraum, seit Römerzeit kultiviert
Liebhaber- und Exotengemüse – vom Spinat verdrängt:
Neuseeländer Spinat (Tetragonia tetragonioides) – auch Sommerspinat, Vierhorn genannt, aus Neuseeland, vom James Cook nach England gebracht
Malabar-Spinat (Basella alba) – auch Indischer Spinat genannt, Schlingpflanze aus den Tropen, rotblättrige Art heißt Ceylon-Spinat
Baumspinat (Fagopyron cymosum) – auch Wilder Buchweizen genannt, aus Asien, einmal pflanzen – immer ernten!
Senfspinat (Brassica rapa ssp. rapa) – besondere Form des Chinakohls
Vorteile der Spinat-Ersatzpflanzen
Sie sind leicht zu kultivieren: Einfach säen, sie wachsen von allein. Dann kann man vielfach ernten, die meisten wachsen durchs Jahr immer wieder nach. Die Kultur gelingt an nahezu jeder Stelle, auch zwischen Zierpflanzen sowie in Kästen und Kübeln. Viele sind sehr attraktiv mit zierenden Blättern (farbig) und schönen Blütenrispen. Und alle ergeben sehr gehaltvolle Gemüse, mit denen die Nahrung vielfältiger wird. Sie sind eine echte Bereicherung des Speisezettels mit neuen Geschmacksrichtungen. Und bringen mehr Vielfalt in die Gärten!