Schöllkraut: giftig oder nicht?

Das berühmt-berüchtigte Warzenkraut, mit dessen gelbem bis orangerotem Milchsaft man angeblich alle Warzen los wird, indem man sie damit betupft. Mmmmmh, stimmt das denn? Oder gilt auch hier, dass Milchsaft doch als giftig zu werten ist, wie etwa bei der Wolfsmilch? Wie immer liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Das Schöllkraut (Chelidonium majus) gehört botanisch in die Familie der Mohngewächse (Papaveraceae), unter denen durchaus gefährliche Vertreter zu finden sind, etwa der Schlafmohn (Papaver somniferum). Namen wie Kräutchen-rühr-mich-nicht-an, Ziegentod, Kröten-, Teufels- oder Hexenkraut, devil’s milk oder herbe au diable weisen darauf hin, dass es diese Pflanze wohl in sich hat.

Vorsicht, wenn Milchsaft vom Schöllkraut auf die Haut kommt – besser umgehend abwaschen. Kommt der Saft in die Augen, sofort zum Arzt!

Tatsächlich stecken im Schöllkraut, insbesondere im Milchsaft, der in Milchgängen durch alle Pflanzenteile fließt, viele Alkaloide. Darunter ist Berberin, das auch in der Berberitze (Berberis) vorkommt und hauptsächlich für die kräftige gelbe Farbe verantwortlich ist. Chelerythrin, ein weiteres Alkaloid, wirkt auf Haut und Schleimhäute reizend und ruft bei innerlicher Aufnahme Erbrechen sowie heftigen Brechdurchfall hervor, kann in hoher Dosierung sogar die Atmung lähmen. Die Pflanze gilt als giftig, kann äußerlich zu Hautveränderungen führen, innerlich schon bei Verzehr Brennen und Schmerzen im Mund-Rachenraum hervorrufen, dann Erbrechen, blutige Durchfälle, Kreislaufbeschwerden und im worst case Kreislaufversagen verursachen. Aber das alles beruht auf Berichten aus der Vergangenheit, neuere Daten zur Giftwirkung sind nicht verfügbar. Trotzdem, das Schöllkraut steht seit einiger Zeit im Verdacht, die Leber zu schädigen. Allein das rechtfertigt eine Zuordnung zu den Giftpflanzen.

Es bleibt ein Wagnis, sich selbst mit dem Schöllkraut, das sich häufig im Garten, an Wegrändern, in Hecken und Waldrändern, auf Schuttplätzen, im Gebirge und selbst in Mauerspalten findet, zu behandeln. Die Wirksamkeit gegen Warzen ist bis heute nicht wissenschaftlich erwiesen. Es kann durchaus sein, dass allein der feste Glaube an die Pflanze schon ausreicht, um Warzen verschwinden zu lassen. Und nicht jede Art von Warze lässt sich mit Schöllkraut zum Verschwinden bringen. Bei Warzen unter der Fußsohle funktioniert es nicht. Bei Diabetikern und Kindern sollte immer der Arzt zu Rate gezogen werden, nie eine Selbstbehandlung erfolgen.

Lotus-Effekt: Indem Staub ganz schnell durch Regen abgewaschen wird, bleiben die Blattflächen sauber, das Sonnenlicht kann optimal ausgenutzt werden.

Und gegessen wird’s erst recht nicht, das Schöllkraut. Also weg damit? Keinesfalls, es ist als Futterpflanze für Insekten ebenso wichtig wie als Nährstoffspender für Ameisen, die sich die gehaltvollen Anhängsel an den schwarzen Samen holen. Und es ist spannend zu beobachten: Wasser perlt augenblicklich von den Blattoberflächen ab – Lotus-Effekt vom Feinsten. Kleines Experiment gefällig? Dann einfach etwas Paprika- oder Curry-Pulver auf die Blätter streuen, mit Sprühflasche Wasser darauf regnen lassen. Schwupp, ist das Blatt wieder blitzeblank.

Manchmal kann man es kaum glauben, dann wieder irgendwie verstehen: Schöllkraut (links) wird gerne mal mit Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata, rechts) verwechselt.

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