Nachträglich zu den Beiträgen der vergangenen Tage noch ein Beleg, wie bedeutsam Reseden den Menschen früher waren: Die langen Blütenkerzen kamen in den Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt, zählten also zu den wertvollen Heil- und Schutzpflanzen.
Blitzkerze oder Wilde Kerze lauten heute kaum noch präsente Namen der Reseden, natürlich gemäß ihrem kerzenartigen Blütenstand, aber eben auch, weil das Volk ihnen zutraute, ähnlich wie das Wald-Weidenröschen, das Tüpfel-Johanniskraut oder das Jakobs-Greiskraut Gewitter zu bannen und Blitze abzuhalten. Als solche Schutzpflanzen band man die Reseden in die Kräutersträuße, die dann feierlich geweiht und in der Stube oder unterm Dach aufbewahrt wurden. Zog ein Wetter auf, warf man eilig etwas von diesen Kräutern ins Herdfeuer, damit ihr Rauch gen Himmel stieg und das Geschehen beruhigte.
Tabernaemontanus schrieb über das Kraut: „es gebrauchen gleichwol heutigen Tags noch etliche alte Kupplerin dise Kreuter zu dern Buschafft unnd sonderlich das Streichkraut, das sammlensie zu ihrenWürtzwischen, und treiben allerhand Segen, Fantaseyen und Zaubrisch Gauckelwerk darmit…“ Aha, ein weiterer Grund, warum man sich mit Reseden doch wieder befassen sollte?
Zum guten Schluss noch ein paar dichterische Worte von Johann Wolfgang von Goethe aus seinem Gedicht „Frühling“:
Sagt! was füllet das Zimmer mit Wohlgerüchen? Reseda,
Farblos, ohne Gestalt, stilles, bescheidenes Kraut.
Zierde wärst du der Gärten; doch wo du erscheinest, da sagst du:
Ceres streute mich selbst aus mit der goldenen Saat.