Mauerpfeffer, Tripmadam und Fetthenne

Sie wachsen und wachsen und wachsen, ohne dass man sich um sie kümmert. Heiße Sommer? Kein Problem, dank der wasserspeichernden Blätter überstehen diese Dickblattgewächse auch anhaltende Trockenzeiten. Und liefern stets saftige Würze oder Zutat. Solche Pflanzen kennt ihr nicht? Dann stelle ich ein paar Überlebenskünstler hier gerne vor.

Auf Sand und Fels

Mauerpfeffer, der Name ist Programm: Die kleinen Pflanzen überziehen karge, steinige Flächen bis ins Hochgebirge wie auch Mauern in Obst- und Weinbergen mit Polstern oder Teppichen aus kugeligen, eiförmigen bis walzenförmigen Blättchen, die auch im Winter grün bleiben. Man nennt sie auch schon mal Korallen des Festlands. Die saftigen Blätter schmecken bei den verschiedenen Arten, und davon gibt es mehrere hundert, leicht würzig bis scharf pfeffrig, mild säuerlich bis herb oder bitter – man fühlt sich oft an grüne Paprika erinnert.

Pfeffer für arme Leute

Mauerpfefferblättchen schätzte man früher in der Heilkunde zur Behandlung von Wunden, Entzündungen und zur Blutstillung, ebenso bei Husten, gegen Fieber und bei Frauenleiden. Vor allem Weißer Mauerpfeffer (Sedum album) und Milder Mauerpfeffer (Sedum sexangulare), englisch sweet stonecrop und italienisch erba pignola, dienen zum Würzen – einst als Ersatz für unerschwinglich teuren echten Pfeffer. In niedriger Dosierung spricht nichts gegen eine Verwendung, in größeren Mengen kann es zu Magenreizungen kommen. Beim Scharfen Mauerpfeffer (Sedum acre) begrenzt schon der brennende Geschmack einen übermäßigen Einsatz.

Vitaminreiches für den Winter

Häufig in Kloster- und Bauerngärten, selten in freier Natur trifft man eine im Mittelalter höchst beliebte Würzpflanze an, die Tripmadam (Sedum rupestre, S. reflexum) genannt. Heute ist sie in Vergessenheit geraten, sollte aber durchaus Beachtung finden. Denn gerade im Winter sind frische Würzkräuter eher Mangelware, die nadeligen Blätter der immergrünen Tripmadam jedoch punkten mit erfrischend säuerlichem Aroma in Salaten und Suppen, Gemüse- und Kartoffelgerichten.

Fette Beute

Die Große Fetthenne (Sedum telephium, Hylotelephium telephium) zieht im Herbst mit spektakulären rosa- bis weinroten Blütenschirmen die Blicke auf sich, wildwachsend in Felsspalten wie sorgsam gepflegt in Gärten. Sie ist aber auch eine Zierde für den Teller, und mehr noch – ihre dick-fleischigen Blätter eignen sich als Salatzutat oder für Fingerfood. Verwendet doch mal die knackigen Blätter (eventuell gehäutet) als Unterlage für kräftig gewürzten Hummus, pikanten Linsensalat, mit Früchten verfeinertes Nussmus oder…

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