Liguster: giftig oder nicht?

Der Gewöhnliche Liguster (Ligustrum vulgare), auch Rainweide, Tintenbeerstrauch, Beinholz oder Zaunriegel genannt, ist weder ein spektakulärer Blütenstrauch, noch ein sensationelles Fruchtgehölz. Er fristet vielmehr ein Dasein als Eckensteher im Garten, als graue Maus im Park, als Aschenputtel in freier Wildbahn. Erkannt und richtig benannt wird er vor allem von Menschen, die ihn als bedeutsames Gewächs für die heimische Tierwelt schätzen, von Leuten, die alte Färbetechniken pflegen oder von Gärtnern, die ihn als heimische Alternative für Hecken in Betracht ziehen. Häufig kommt es zu Verwechslungen, da werden Ligusterfrüchte schon mal für solche vom Schwarzen Holunder (Sambucus nigra) oder der Apfelbeere (Aronia) gehalten. Auch Hartriegel (Cornus), Traubenkirsche (Prunus padus, P. serotina) oder Wolliger Schneeball (Viburnum lantana) wird mit Liguster durcheinander gebracht. Teils hält man ihn auch für eine Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus).

Wenn der Liguster blüht, lockt er nicht nur mit kleinen, fliederartigen Blütenrispen, sondern auch mit einem schweren, süßlich-orientalischen Duft

Anders als bei Letzterer, vor der immer wieder wegen ihrer Giftigkeit gewarnt wird, weiß beim Liguster kaum jemand Bescheid. Glimpflich, wenn Liguster für Lorbeerkirsche gehalten wird – dann ist die Chance groß, dass er als Giftpflanze eingeschätzt wird. Was im Übrigen stimmt, denn Liguster gehört wirklich in den Reigen der für Menschen giftigen Gewächse. Brisant, wenn Liguster mit Wildobst wie Holunder oder Aronia vertauscht wird.

Sehr häufig wird Liguster als Heckenpflanze in Gärten gezogen – beim Pflegeschnitt sollte man lange Hosen, lange Ärmel und Handschuhe tragen, damit die Haut vor Reizungen durch den Saft aus Blättern und Zweigen bewahrt bleibt.

Alle Teile, vor allem die etwa erbsengroßen schwarzen Ligusterbeeren – eigentlich Steinfrüchte, enthalten einen noch nicht genau analysierten Cocktail an Stoffen, darunter Syringin, das auch im Flieder (Syringa) oder in der Forsythie (Forsythia) drinsteckt. Eingeschätzt wird die Giftwirkung als gering giftig, aber es kann zu Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen und Durchfall kommen, in schweren Fällen auch zu Krampfanfällen, schweren Magen-Darmreizungen oder Kreislaufstörungen. Alles kein Problem, wenn man den Liguster sicher erkennt, ihn nicht verzehrt und zudem innigen Hautkontakt vermeidet. Der Saft aus Ligusterblättern kann nämlich die Haut reizen und ein Ekzem verursachen.

Wichtig zu wissen:

  • Liguster ist ein heimischer Strauch, der für viele Tiere bedeutsam ist: als Nektar- und Pollenspender für Wildbienen wie Schmetterlinge, als Futterpflanze für verschiedene Nachtfalter-Raupen, als Nahrung für Vögel und Nagetiere.
  • Liguster zählt nicht zu den gefährlichen Giftpflanzen, sondern wird eher als gering giftig eingestuft.
  • Früher beschriebene extreme Giftwirkungen bis hin zu tödlichen Folgen bei Verzehr von Beeren werden wissenschaftlich sehr stark angezweifelt. Die Aufnahme einiger weniger Beeren gilt heute als problemlos.
  • Nichtsdestotrotz sollten Ligusterfrüchte nicht mit anderen essbaren Wildbeeren verwechselt werden.

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