Kamille – viel mehr als nur Tee

Kaum zu glauben, es ist noch Mai und sie blühen schon: Echte Kamillen (Matricaria chamomilla). Die nur als Tee bei Krankheit einnehmen? Da hättet ihr aber was verpasst! Kamillen trumpfen mit einem wundervoll samtigen Aroma auf, das viele Speisen sanft umschmeichelt und ihnen eine extravagante Note verleiht. Die Allrounderin in der Heilkunde zeigt sich auch als Multitalent in der Gourmetküche. Und nicht zuletzt: Camilla ist jetzt Queen!

Die königliche Blume

Die Kamille ist schon viel länger Königin als ihr Namens-Double. Seit jeher gilt die Vertreterin aus der Pflanzenfamilie der Korbblütler als Königin der Heilpflanzen, nicht nur in England. Mag sein, dass ihr Name Kamille an den römischen Frauennamen Camilla (die Ehrbare, die aus gutem Hause) anknüpft. Gewöhnlich bezieht man Kamille aber auf „camomilla“, was aus dem Griechischen hergeleitet so viel wie „Erdapfel“ bedeutet – siehe auch unten.

Weißblond mit goldenem Touch

Im angelsächsischen medizinischen Sammelwerk Lacnugna gehört die Kamille zusammen mit Wildapfel, Beifuß, Wegerich, Brennnessel, Fenchel, Kerbel, Kresse und Heilziest zum Neunkräutersegen. Bei der Krönung trug jeder König, jede Königin einen Strauß aus diesen Kräutern bei sich – ob wohl auch Camilla in Westminster Abbey ein solches Gebinde unter ihrer Robe dabeihatte? Aber bestimmt hat Camilla mit der Laugenblume, wie die Kamille auch genannt wird, für ihre perfekte Haarpracht gesorgt, denn ein Kamillenblütenauszug macht laut Tabernaemontanus (um 1522-1590) „ein zierlich schön und hübsches Haar“. Ich bin felsenfest davon überzeugt… So strahlend wie ihre Frisur wirkte, mit der Krone obenauf. Da kann allein ein Kamillenköpfchen in Sachen adeliger Erscheinung mithalten.

Voll von Duft, fein im Aroma

Volksnamen der Echten Kamille wie Apfelkraut oder Muskatblume weisen deutlich darauf hin, dass dieses Begleitkraut der Getreidefelder über ein ganz eigenes Aroma verfügt. Der unvergleichliche Duft nach Heu, süßen Äpfeln und herbwürzigem Muskat ist das wichtigste Erkennungsmerkmal, neben dem hohlen Blütenkörbchen, das sich beim Verblühen kegelig nach oben wölbt und dessen weiße Blütenzungen sich nach unten umschlagen. Ob frisch oder getrocknet, Kamille besticht stets durch ihren intensiven Duft. Dieser wie auch ihr Wohlgeschmack stecken vor allem in den winzigen gelben Blüten im Innern des Köpfchens. Die weißen Strahlen außenherum darf man getrost abzupfen und als Streu-Garnitur verwenden, z.B. für Salate.

Kamillen zum Kochen

Ihr ganz eigenes, krautiges und zugleich fruchtig-süßliches Aroma verdankt die Kamille hauptsächlich ätherischen Öle und Cumarinen. Es vereint sich besonders gut mit Milchprodukten, Fetten und Ölen, deshalb lassen sich mit Kamillenblüten hervorragend Béchamelsauce, Sauce Hollandaise oder Beurre blanc, im süßen Bereich Panna Cotta, Crème brûlée, Sabayon oder Crema bavarese sowie Sahneeis veredeln. In Würzöle passt Kamille ebenso wie in buttrige Keks- und Kuchenteige. Wer Nudeln oder Risotto in Kamillentee gart, Gemüse oder Fleisch mit Kamille brät oder Obst mit Kamillenzucker mischt, wird die kulinarischen Qualitäten dieser schlichten, aber großartigen Pflanze nicht mehr missen wollen.

Filigrane Fusion

Kaum zu glauben, aber Kamillentee steht für italienische Lebensart. Die Italiener genießen ihre „Camomilla“, einen Aufguss oft nur aus den gelben Röhrenblüten der Kamille (Camomilla setacciata) gerne nach einem guten Essen oder trinken ihn vor dem Zubettgehen. Biscotti, Torta alla camomilla, Involtini, Risotto und weitere italienische Traditionsgerichte werden seit jeher mit Kamille zubereitet. Höchste Zeit, die Kamille auch in der eigenen Küche einzusetzen. Kamille passt gut zu vielen Lebensmitteln wie Honig, Äpfeln, Birnen, Erdbeeren, Wurzelgemüse, Süßwasserfisch oder Speck. Es lassen sich aber ebenso Zitrusfrüchte bzw. Geflügel, Kalbfleisch und Krustentiere, auch Gewürze wie Ingwer, Salbei, Wermut, Vanille, Zitronengras mit Kamille kombinieren.

Kocht doch einfach gut mit Kamille, sowohl Blüten wie auch das fein ziselierte Blattwerk und die Knospen lassen sich nachhaltig, fair und kreativ verwenden!

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