Jeden Tag, wenn ich aus dem Küchenfenster schaue, hüpft zwischen den abgestorbenen Resten der Wilden Möhren, Schafgarben und Wegmalven im Beet ein kleiner brauner Vogel herum. Seine Winzigkeit wie auch sein kurzer, steil aufgestellter Schwanz verraten, dass es ein Zaunkönig ist. Ich freue mich darüber wie eine Schneekönigin! Den Sommer über hatte ich ihn immer wieder gehört, denn so klein er ist, so laut schmettert er seine Botschaften hinaus. Und da fällt mir ein, dass der Zaunkönig gerade heute zu Weihnachten eine besondere Rolle einnimmt. Denn er heißt auch Christkind-Vogel!
Warum? Das erzählt die Geschichte von Luise Büchner. Weil Nikolaus unachtsam war und das Feuer hat ausgehen lassen, bittet das Christkind die Vögel, ihm zu helfen und Licht von der Sonne zu holen. Alle haben gute Ausreden parat, einzig der kleine Zaunkönig wagt es und bringt einen Sonnenstrahl im Schnäbelchen mit, an dem das Christkind die Kerze entzündet. Aber dem Zaunkönig ist dabei sein Gefieder verbrannt, und jetzt fordert das Christkind die übrigen Vögel auf, ein paar Federn für ein neues Kleidchen zu geben. Was sie auch bereitwillig tun – außer dem Uhu, der ab diesem Zeitpunkt allein bleibt und nur noch nachts ausfliegt. Das Christkind erklärt den Zaunkönig zu seinem liebsten Vogel, er soll fortan Christkind-Vogel heißen, und es zur Bescherung der Kinder begleiten.