Beinwell

In meinem Garten treibt er schon kräftig, der Beinwell (Symphytum officinale). Schon in diesem frühen Entwicklungszustand zeigt der Beinwell seine Zugehörigkeit zu den Raublattgewächsen (Boraginaceae).

Alte Volksnamen wie Eselsohr, Hundszunge oder Ochsenzunge (nicht zu verwechseln mit den verwandten Arten Cynoglossum bzw. Anchusa) und hübsch zur Jahreszeit passend Hasenohren beschreiben die charakteristischen Blätter sehr deutlich.

Nie wertvoller als jetzt

Schon bald werden sich kräftige Blattbüschel entwickelt haben, kurz darauf erscheinen die Blüten. Doch dann ist es eindeutig zu spät, den Beinwell als Heilpflanze zu nutzen – denn die höchsten Gehalte an wirksamen Inhaltsstoffen – allen voran das Allantoin – findet man in den Wurzeln zur Zeit des Austriebs, also jetzt. Sonst sollte man mit der Ernte besser bis zum Herbst warten, bis sich die Pflanze in die Ruhe zurückzieht.

Heilsam, aber nicht ungefährlich

Aus den Wurzeln wird üblicherweise eine Salbe zubereitet, die hauptsächlich bei stumpfen Verletzungen wie Verstauchungen, Prellungen oder Zerrungen zum Einsatz kommt. Aber auch bei Rückenschmerzen, Gelenkbeschwerden, Problemen mit Muskeln und Bändern sowie bei Arthritis vertraut man auf Beinwell. Er lindert Reize, wirkt Entzündungen entgegen, fördert die Heilung, lässt Schwellungen zurückgehen, Blutergüsse schneller verschwinden. Dazu lindert er Schmerzen, und mindestens so gut wie Diclofenac (laut Studien). Kaum verwunderlich, dass viele Menschen darauf achten, stets eine Beinwell-Salbe in der Hausapotheke zu haben.
Aber Beinwell ist keinesfalls eine hochpotente Heilpflanze ohne Nebenwirkungen oder Risiken. Seit der Antike wird er als Knochenheiler gerühmt, doch da wusste man noch nichts von unangenehmen Begleitstoffe. Beinwell enthält Pyrrolizidinalkaloide (PA), die lebergiftig und krebserregend wirken. Deshalb wird vor einer innerlichen Anwendung von Beinwell dringend abgeraten, sowohl heilkundlich wie in der Wildpflanzenküche. Bei äußerlichem Gebrauch hält sich die Gefahr in Grenzen, solange nichts vom Beinwell in die Blutbahn gerät. Auf offenen Wunden darf Beinwell nicht angewendet werden, sicherheitshalber schränkt man auch den Gebrauch von Ölen, Salben oder Auflagen auf intakter Haut soweit wie möglich ein.

Problem Schleimstoffe

Pharmazeutische Produkte werden heute aus Beinwell-Zuchtformen hergestellt, die weitgehend frei von PAs sind. In den Produkten darf ein Grenzwert an PAs nicht überschritten werden. Wer selber Beinwellwurzeln gräbt, hat keinesfalls einen Überblick, wie belastet die Pflanzenteile mit PAs sind. Wildvorkommen können sehr stark mit PAs belastet sein.
Doch damit nicht genug: Beinwell enthält viele Schleimstoffe. Diese sind Nährboden für Keime, weil sie Wasser an sich binden. Unter Sauerstoffabschluss können sich anaerobe Bakterien vermehren, die u.U. sehr gefährliche Giftstoffe produzieren. Es ist mit Augen (oft schlierig) wie mit Nase (riecht eigenwillig, streng) kaum zu erkennen, ob ein Ölauszug, eine Salbe von solchen Keimen verseucht ist.

Abhilfe – Alternative

Das Risiko einer Verkeimung (nicht der Gehalt an PAs!) lässt sich durch peinliche Hygiene und fachgerechten Ansatz eines Ölauszugs verringern. Beinwellwurzeln werden dafür gesäubert, zerkleinert (Handschuhe tragen, färbt meistens stark) und mindestens ein paar Stunden, besser einen Tag an der Luft liegen gelassen. Damit sinkt der Wassergehalt bereits.

Ein warmer Ölauszug verbessert die Situation zusätzlich. Die Wurzelstücke werden mit Pflanzenöl (z.B. Sonnenblumenöl) in einem feuerfesten Behälter gemischt (1 Teil Wurzeln mit 3-4 Teilen Öl) und im Wasserbad bei 60 °C für 2-3 Stunden ausgezogen, dabei fleißig umrühren.

Das Öl wird durch ein Mulltuch abgefiltert.

Für eine Salbe fügt man Bienenwachs (pro 100 ml Ölauszug 10 g) hinzu, erhitzt, bis das Wachs geschmolzen ist und füllt in Salbendöschen ab. Erst nach dem Erstarren verschließen. Sicherheitshalber im Kühlschrank nicht länger als 6 Monate aufbewahren.

Noch besser: Beinwellwurzeln trocknen (im Dörrapparat oder Backofen) und pulverisieren. Das Pulver bei Bedarf mit etwas lauwarmem Wasser zu einem glitschigen Brei anrühren, auf ein Tuch streichen, alles zu einem Päckchen falten und auflegen. Mit einem Tuch abdecken und 15-30 Minuten einwirken lassen.

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