Viele Gesichter: Jede Fichte hat ihr Gesicht, sagen die Förster, und umreißen damit die Vielgestaltigkeit, mit der sich diese Nadelbaumart den Gegebenheiten anpasst. Die Gewöhnliche oder Rot-Fichte (Picea abies) ist im freien Stand von oben bis unten beastet, die oberen Zweige streben bogenförmig aufwärts, die unteren weisen eher zum Boden, die Seitenzweige hängen kammförmig herab. Drängen sich Fichten eng zusammen, tragen nur die Wipfel Äste. Im Gebirge, wo Schnee schwer lastet, bilden sich nur kurze, tief hängende Seitentriebe.
Fichte ist noch lange nicht Fichte
Die Fichte lässt sich anhand mehrerer Eigenschaften in verschiedene Unterarten oder Varietäten aufteilen, nach der Farbe der unreifen Zapfen, nach den Zapfenschuppen, nach der Borke, nach der Kronenform (Hänge-, Pyramiden-, Spitz-, Trauerfichte) sowie nach der Wuchsform und Verzweigung. Bei Letzterem wird hauptsächlich nach drei Formen unterschieden:
1. Kammfichte (kegelförmig mit waagrechten, lang ausladenden Ästen und vorhangartig herabhängenden Nadelzweigen) – diese nennt man dann gerne auch Lamettafichten. Die Eigenart im Wuchs ist keineswegs als Anpassung ans bevorstehende Weihnachtsfest zu deuten, sondern tatsächlich als genetisch verankerter Wuchstyp.
2. Bürstenfichte (dicht kegelförmig mit mehr oder weniger aufwärts gerichteten Ästen und reich verzweigten kurzen Nadelzweigen)
3. Plattenfichte (schmal säulenförmig mit kurzen, waagrechten bis hängenden Ästen und beidseits abstehenden Nadelzweigen) – an den Zweigen rutscht der Schnee besonders leicht ab, eine Anpassung an schneereiche Verhältnisse.
Wettervorhersage mit der Fichte
Das „Fichtenbarometer“ kann man nutzen, um vorherzusagen, ob das Wetter trocken oder feucht wird. Dafür sucht man sich eine Fichte mit schönen frei hängenden Seitenästen aus, die man immer genau beobachtet. Heben sie sich, so wird das Wetter trocken (und meistens auch schön), Absenken bedeutet dagegen feuchtes, meistens schlechtes Wetter.