Die Schwarzdornsträucher haben dieses Jahr üppig Früchte gebildet, es hängen noch immer viele Schlehen an den wehrhaften Zweigen. Da musste ich einen abschneiden und mitbringen. Schlehen gehören unbedingt zur dunklen Jahreszeit, schon deshalb, weil sie selbst von so dunkler Farbe sind. Aber auch, weil der Strauch, an dem sie hängen, jetzt in diesen Wochen so düster erscheint. Schwarzdorn. Die gälische Sagengestalt Cailleach, schwarz gewandet und mit wehenden weißen Haaren, trägt oft einen Schlehenstab in der Hand. Danach nannte man den Schlehenstrauch auch „alte dunkle Frau der Wälder“. Doch bald wird er wieder leuchten in einem strahlend-weißen Blütenkleid.
Ähnlich wie Cailleach symbolisiert nach uralten Vorstellungen auch Borbeth (gemeinsam mit Wilbeth und Ambeth) von den drei Bethen wie auch Barbara (mit Katharina und Margarete) unter den drei heiligen Madln den dunklen Aspekt einer göttlichen Triade, in der die große Erdmutter erscheint. Mit dem Frühling wechselt die schwarze Erscheinung zur Weißen Frau, Sinnbild der wieder erwachenden Natur. Um dann zur roten Figur zu werden, die für die fruchtbare Phase steht. Da passt die Schlehe wunderbar ins Bild. Noch dazu, wenn ich nicht nur einen Zweig davon heute auf meinen Adventsteller lege, sondern einen weiteren heute am Barbaratag in die Vase stelle. Damit ich ja nicht vergesse, dass die dunklen Zeiten von hellen Tagen abgelöst werden.