Wacholder – ein sagenhaftes Gehölz

Als immergrünes Gehölz steht der Wacholder oder Kranewitt (Juniperus communis) für immerwährendes Leben. Noch unterstrichen dadurch, dass die Sträucher steinalt werden können. Mit einem Knüppel aus ihrem zähen, dauerhaften Holz sollte man den Leibhaftigen erschlagen können. „Eichenlaub und Kranewitt, das mag der Teufel nit!“ heißt ein Spruch des Volkes. Also, auf damit in die Küche.

Weithin anzutreffen

Wacholder ist das am weitesten auf der Welt verbreitete Nadelgehölz. Neben den malerischen, straff aufragenden Wacholderbüschen in den Heidelandschaften prägen flach ausgebreitet, kissen- bis teppichartige Alpen- oder Zwerg-Wacholder die trockenen Matten und felsigen Spalten der Bergregionen. Ernten kann man nur von weiblichen Exemplaren – die männlichen Wacholderbüsche stauben bloß (sie bilden nur Blütenstaub).

Himmlische Hilfe

Die spitzen Nadeln reihen sich in Dreiergruppen an den Zweigen. Die schwarzbraunen, blau bereiften „Beeren“ – botanisch handelt es sich um Zapfen wie bei Fichte oder Kiefer – zeigen eine dreigeteilte Einkerbung. Nach altem Volksglauben verkörpert der Wacholder die Dreieinigkeit, steht dem Himmel nahe und hält böse Geister fern. Wenn die Milch gut buttern sollte, musste mit einem Wacholderstecken gerührt werden, so konnte sie nicht verhext werden.

Mehr als nur fürs Kraut gut

Unbestritten die wichtigste Rolle spielt Wacholder in der Küche. Erst süß, dann herb und bitter, kräftig harzig, eben unverkennbar nach Wacholder schmecken die Beeren, die mindestens zwei Jahre zum Reifen brauchen. Als Zugabe fürs Kraut sind Wacholderbeeren unverzichtbar. Durch ihre Bitterstoffe regen sie die Verdauung an und sorgen dafür, dass einem das Essen besser bekommt. Nachdem in den fleischigen Zapfenschuppen bis zu 30 % Zucker stecken, lassen sie sich gut einmaischen und brennen. Wacholderschnaps nach einem reichhaltigen Mahl, etwa als Gin, Kranebitter, Genever, Borovicska, Steinhäger oder Machandelbrand, darauf schwören viele.

Zeit für wilde Würze

Alle Tiere, die dort leben, wo Wacholder vorkommt, sollten mit den Beeren gewürzt werden, empfiehlt eine alte Küchenweisheit. Deshalb kommt man ohne Wacholder wohl kaum bei der Zubereitung von Wildbret aus. Zusammen mit Kräutern in der Beize und mit Latschenkiefer beim Räuchern gibt er nach bäuerlicher Tradition nicht nur dem Speck sein einmaliges Aroma.

Wacholder ergänzt sich gut mit Majoran, Lorbeer, Salbei, Rosmarin und Thymian, mit Zimt, Vanille und Nelken, mit Rotwein und Portwein,– passt zu Fleisch und Fisch, Suppe und Sauce wie zu Gemüse und Obst, zu Rotkraut und Roten Beten, zu Schalotten und Fenchel, zu Kirschen, Brombeeren und Schlehen, Äpfeln und Birnen…

Auf Vorrat

Nadelzweige vom Wacholder wie auch noch grüne Wacholderbeeren sind eigene Spezialitäten von feiner Qualität. Frische Wacholderbeeren schmecken bitter-harzig, leicht süßlich und kräftig würzig – viel eleganter als getrocknete Ware. Es lohnt sich, frischen Wacholder in Form von Sirup oder Latwerge haltbar zu machen, oder auch in Butter gemischt oder tiefgekühlt zu bevorraten. Das wird Kreativität in der Kochkunst wecken.

Rezept: Wacholder-Latwerge:
Frische Wachholderbeeren mit so viel Wasser übergießen, bis die Beeren nicht ganz davon bedeckt sind. Rund 15 Minuten sanft köcheln, dann langsam erkalten lassen, abfiltern. Wacholdersaft abmessen, dieselbe Gewichtsmenge Zucker zufügen (z.B. auf 200 ml Saft 200 g Zucker). Unter Rühren einköcheln, bis die Flüssigkeit dicklich wie ein Sirup wird.
Wer es kräftiger mag, köchelt die Wacholderbeeren mit Zucker im Verhältnis 1:1 zu (z.B. 100 g Zucker auf 100 g Wacholderbeeren) und wenig Wasser weich, mixt alles sehr fein. Die Latwerge noch heiß in saubere Schraubdeckelgläser füllen. Haltbarkeit an einem dunklen, kühlen Ort etwa 8-10 Monate.

Übrigens, Wacholder steht nicht generell unter Naturschutz. Man darf also ein paar Beeren pflücken, für den privaten Gebrauch und in einer haushaltsüblichen Menge gemäß der “Handstraußregel” des Naturschutzgesetzes. Allerdings muss man darauf achten, dass die Wacholderbüsche nicht in einem Naturschutzgebiet stehen – was bei Wacholderheiden häufig der Fall ist.

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