Die fällt mir dieses Jahr irgendwie auf, die Vogel-Wicke (Vicia cracca). Ich bemerke sie in großen Herden, mit besonders üppiger Blüte – dadurch schon von Weitem leichtend. Aber vielleicht täusche ich mich auch, und die Vogel-Wicke springt mir nur zufällig ins Auge. Egal, mal sehen, was es über diese Pflanze zu berichten gibt.
Früher war die Vogel-Wicke ein gefürchtetes Unkraut in Getreidefeldern. „Rade, Trespen und Vogelwicken bringen den Bauern auf den Rücken!“ hieß es. Ähnlich wie Kletten-Labkraut (Galium aparine) nutzt sie die Halme als Stütze, denn ihre schwachen Stängel tragen sie nicht – sie muss sich mit Hilfe von Blattranken festhalten. Weil sie sehr stark wächst, bildet sie viel Grünmasse, ist also ernsthafte Konkurrenz für die Kultur. Bald verwebt sie sich sehr stark mit dem Getreide, so dass die Ernte erschwert wird. Ihre Samen enthalten cyanogene Glycoside, die bei Verzehr Blausäure abspalten, auch nicht gerade erwünscht. Wenn man sie isst, bekommt man Läuse, so der Volksglaube. Deshalb versucht man, Vogel-Wicken aus den Äckern fernzuhalten. Tatsächlich findet man sie heute viel häufiger in Wiesen, Weiden, an Hecken und Waldrändern. Bei mir im Garten darf sie gerne wachsen, ich finde sie sehr hübsch – Ihr nicht auch?
Vogel-Wicke heißt sie übrigens, weil die Samen viel von Vögeln aufgepickt werden. Aber die blauvioletten bis purpurnen Blüten sind an Seitenzweigen aufgereiht wie die Vögelchen auf der Stange – daran kann man diese Art gut von der Zaun-Wicke (Vicia sepium) unterscheiden. Bei letzter entspringen die lila Blüten direkt am Stängel, am Hauptspross – sie stehen unmittelbar am Zaun-Pfahl. Diese Eselsbrücke hilft doch immer.