Tausendgüldenkraut

Plötzlich bleiben beim Spaziergang am lichten Waldrand zwischen allerlei anderen Pflanzen die Augen an kleinen pinkfarbenen Sternen hängen. Ja ist es denn möglich? Das Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea)! Was für ein Glück, diesem besonders geschützten Enziangewächs zu begegnen. So ein Fund ist doch mindestens tausend Gulden oder Goldstücke wert. Bewundern, fotografieren, nochmals bewundern (diesmal auf Knien), ins Hirn einbrennen und ins Herz verewigen – wer weiß, wann einem so eine Begegnung wieder gegönnt ist. Immerhin blüht das zarte Pflanzenwesen nur wenige Tage und kommt auch nicht überall vor.

Ist es wirklich Gold wert?

Es bringt zum Nachdenken, warum diese Pflanze den Namen Tausendgüldenkraut trägt. Könnte doch auch Rosa Sternblume oder Rosensternchen heißen. Immerhin gehört es zu den großen Heilpflanzen, mit seinen starken Bitterstoffen wird es gegen Appetitlosigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, zur Anregung von Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse sowie bei Fieber eingesetzt. Aber macht es das so wertvoll, dass man es schier nicht mit Gold aufwiegen kann?
Ein Blick in die Etymologie klärt auf: Centaurium lässt sich übersetzen als das „Kraut der Kentauren“. Kentauren oder Zentauren waren laut antiker Mythologie heilkundige Berg- und Waldbewohner. Der berühmteste war Chiron, ein Mischwesen, halb Mensch, halb Pferd. Er unterrichtete zahlreiche Göttersöhne und spätere Helden, etwa Herakles, Odysseus, Achilles oder Asclepias, nicht nur in der Jagd- und Kriegskunst, sondern auch in der Heilkunst. Dabei wird wohl – ähnlich wie die Schafgarbe (Achillea) – auch das Kraut mit den rosaroten Blüten eine Rolle gespielt haben.

Wenn der Volksmund es aufgreift

Centaurium, damit konnte das Volk in späteren Zeiten nicht so recht etwas anfangen. Also wurde daraus „centum auri“, nach centum = hundert und aurum = Gold. Das immerhin verstand auch der Dümmste. Schon trug das Pflänzchen den Namen Hundertguldenkraut. Und weil hundert nun mal nicht genug sind, mussten es bald viel mehr sein, also tausend. So wie beim Gänseblümchen auch Hundert nicht reichen, es wird schließlich Tausendschönchen genannt – tausend Dank! Schon haben wir den Namen Tausendgülden- oder Tausendguldenkraut.

Die Staubblätter ragen weit aus der Blüte heraus, am Grund gibt es sog. anbohrbares Gewebe statt Nektar für die Bestäuber.

Pretty in Pink

Der Artzusatz erythraea ist leicht zu erklären. Er geht auf griechisch erythros = rot zurück. Wobei rot sehr weit zu interpretieren ist…

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